Julia Kristeva hat eine bahnbrechende Studie zu Depression und Melancholie vorgelegt. Bereits die Nervalsche Metapher der »schwarzen Sonne« verweist auf das Düster-Gleißende ihres Gegenstandes.
Kristeva gelingt es, den in der Gegenwart immer stärker aufs Pathologische abzielenden und damit
verengenden Diskurs zu jenem »depressiv-melancholischen Komplex« aufzubrechen.
Sie zeigt, dass in Depression und Melancholie die Quelle von Leiden liegt, aber auch und davon nicht zu trennen: von Kreativität.
In den frühen Theorien von Freud und Abraham kaschiert die Depression eine Aggressivität gegen das verlorene Objekt und offenbart darin eine Ambivalenz des Depressiven gegenüber dem Objekt seiner Trauer. Darüber hinaus verweisen neuere Theorien zum Narzissmus - wie die von Edith Jacobson und Béla Grunberger - auf Depression als archaischen Ausdruck einer nicht symbolisierbaren, unbenennbaren narzisstischen Wunde. Daran und an Melanie Klein wie Jacques Lacan anknüpfend, kommt Julia Kristeva zu dem Befund: dass der Depressive nicht um ein Objekt trauert, sondern um ein sich der Sinngebung entziehendes »Reales«.
In eindringlichen klinischen Beispielen sowie in vier kunst- und literaturtheoretischen Arbeiten zu Holbein d. J., Nerval, Dostojewski und Marguerite Duras veranschaulicht Julia Kristeva ihren Ansatz, dass die Dpression nicht nur eine zu behandelnde Pathologie ist, sondern auch ein Diskurs in einer Sprache, die es zu erlernen gilt.
Medium erhältlich in:
3 MSH Medical School Hamburg,
Hamburg
Weiterführende Informationen
Personen: Kristeva, Julia Schwibs, Bernd Russer, Achim
Kristeva, Julia:
Schwarze Sonne : Depression und Melancholie / von Julia Kristeva. Aus dem Franz. übers. von Bernd Schwibs und Achim Russer. - 2. Aufl. - Frankfurt am Main : Brandes & Apsel, 2013. - 264 S.
Einheitssacht.: Soleil noir
ISBN 978-3-86099-736-9
Zugangsnummer: 00009641 - Barcode: 2-9184204-4-00009954-7
Klinische Psychologie - Signatur: CU 3200 K92-01 (2) - Buch