Für Nana ist die Sache klar: „Roberta ist die peinlichste Figur im Universum und die unfähigste Mutter aller Zeiten." Sozusagen die „Arschkarte“ unter den Müttern, und ausgerechnet sie hat sie gezogen...
Nana ist 15 Jahre alt, jobbt in einer Schleusenanlage und lebt mit ihren beiden Halbgeschwistern in einem kleinen Nest am Hochrhein, unweit der deutsch-schweizerischen Grenze. Hier kennt jeder jeden, man weiß also auch bestens Bescheid über Nanas seltsame Familienverhältnisse. Besonders über Mutter Roberta: Die ebenso eigenwillig-exzentrische wie naiv-lebensfrohe Individualistin taumelt durchs überschaubare Provinzleben, angelt sich während ihrer sporadischen Touristenführungen für Geschäftsreisende auf dem Rhein, die eher einer koketten Revue gleichen, den einen oder anderen Mann, den es dann aber regelmäßig weiter zieht, sodass Roberta, meist schwer angeschlagen mit ihren drei aufgeweckten Kindern von drei verschiedenen Vätern wieder allein bleibt. Während das Jugendamt damit droht, Roberta die Kinder wegzunehmen, machen sich Nana und ihre Geschwister auf die Suche nach einem glaubwürdigen Lebenspartner für ihre Mutter.
Im Kern ist diese fröhlich-fantasiereiche, mit Witz und Charme gesegnete Komödie eine Coming-of-Age-Geschichte um Verwirrungen und Selbstfindung einer Pubertierenden. Was sie zu etwas Besonderem macht, ist die einfühlsame und liebenswerte Aufrichtigkeit, mit der Regisseurin Güzin Kar Nanas die komplizierte Befindlichkeit zwischen Sehnsucht nach Normalität und Aufbruch entwickelt. Hinzu kommt die „aufmüpfige“ Erzählweise, die lustvoll über die Stränge schlägt und skurrile Figuren in extrovertierter Farbigkeit entwirft, punktgenau freche Dialoge einsetzt und unbekümmert Traum und Wirklichkeit zu einem Spiel mit Lebensentwürfen ausspinnt.
So verbindet sich die „süße“ Verspieltheit einer Provinzposse mit den mitunter „bitteren“ Lebenseinsichten nicht nur der Heranwachsenden, sondern auch der Erwachsenen, die ihre Dasein in existenziellen Engpässen prüfen und ändern müssen. Alle Figuren sind mit mal skurrilen, mal nervigen, mal verschrobenen Charaktereigenschaften ausgestattet, die sie amüsant und doch auch verletzbar sympathisch machen – von Nanas kleinem Bruder Toto, der sich als Gutenachtgeschichten aus einem medizinischem Lehrbuch vorlesen lässt, bis zum biederen Karl, der sich so sehr um Roberta bemüht und in seiner verzweifelten Suche nach Liebe ständig Grenzen überschreitet.
"Ein leichtfüßig unterhaltsamer Film in knalligen Farben, ganz aus dem prallen Leben gegriffen – und deshalb authentisch, weil auch die Selbstzweifel, Enttäuschungen und Lebensängste nicht ausgespart bleiben." (Kino Film Welt)
Medium erhältlich in:
3 Die Bücherei St. Alexander,
Schmallenberg
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Fliegende Fische müssen ins Meer
Schauspieler: Alia Duncan, Meret Becker, Mona Petri, Isabella Schmid, Hanspeter Müller, Barnaby Metschurat, Elisa Schlott, Andreas Matti, Joseph Sunkler, Annette Corti; Produktion: Ruth Waldburger, Dietmar Güntsche; Montage: Benjamin Fueter; Kamera: Benjamin Dernbecher; Drehbuch: Güzin Kar; Musik: Fabian Römer; Sound Design: François Musy; Regie: Güzin Kar
Deutschland/Schweiz 2011; FSK 12; Sprachfassung: Deutsch; 1 Online-Ressource (84 min); Bild: 1,85:1 HD
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