Sammlung bizarrer Trauerreden über fiktive Tote. (DR) Grabreden bieten eine Gelegenheit, das Leben von Verstorbenen noch einmal zusammenzufassen und zu würdigen. Das Buch des österreichischen Autors Stefan Slupetzky umfasst 15 Grabreden sowie eine Sammlung von sehr kurz gehaltenen „letzten Grüßen“. Im Mittelpunkt stehen fiktive Personen. Der Autor hat sie alle - wie auch die Grabredner - erfunden. Slupetzky hat sichtlich Freude an der Konstruktion von ungewöhnlichen Lebensläufen und sonderbaren Beziehungen. Dabei bietet er allerhand Skurilles. Da wird beispielsweise das Leben des jung verstorbenen Torjägers eines unterklassigen Wiener Fußballvereins nachgezeichnet, der nach dem Ende seiner Karriere eine neue Bestimmung als Samenspender fand. Im Buch findet sich auch die von einem autistischen jungen Mann gehaltene Grabrede für seine Tante, bei der er aufgewachsen ist. Der Redner rechnet dabei penibel vor, wie oft seine Tante im Verlauf ihres Lebens gelacht und ihn beim Nachhausekommen von der Schule auf die Wange geküsst hat. Am Ende des Buches wendet sich ein Verstorbener aus dem Jenseits an die Trauergemeinde. Das Reizvolle an diesen Miniaturen ist Slupetzkys Sensorium für das Groteske und Komische. Außer Zweifel steht auch die sprachliche Brillanz der Texte. Berührendes Leben, das überzeugt, weil es wirklich gelebt, gemeistert oder ertragen wurde, findet man in diesen verspielten Kopfgeburten aber kaum. Man schmunzelt und genießt diese grotesk-tragischen Lebensläufe. Bald darauf hat man das meiste wieder vergessen. Gute Unterhaltungslektüre, die man aber nicht gelesen haben muss.
Medium erhältlich in:
2 Öffentliche Bücherei Sitzenberg-Reidling,
Sitzenberg-Reidling
Personen: Slupetzky, Stefan
Slupetzky, Stefan:
Nichts als Gutes : Grabreden / Stefan Slupetzky. - Wien : Picus Verlag, 2021. - 160 Seiten
ISBN 978-3-7117-2111-2 Festeinband : EUR 20,00 (AT)
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Slupe - Buch