Hagerup, Linde
Ein Bruder zu viel
Buch

Das wunderschön gestaltete Buch ist eine originelle Familiengeschichte um einen adoptierten 5-Jährigen, erzählt aus der Perspektive der 9-jährigen Schwester, die mit der neuen Situation zunächst nicht zurechtkommt. (ab 8) (JE) Sara ist 9 Jahre alt und die kleine Schwester in einer netten Familie. Als die beste Freundin der Mutter überraschend stirbt, kommt deren Sohn Steinar dazu und Sara wird nicht nur Dazwischenkind, sondern muss auch noch ihr Zimmer mit dem quengeligen und verwöhnten 5-Jährgen teilen. Das nervt sie gewaltig und obendrein wollen die Eltern und die 14-jährige Schwester Emilie, dass sie nett zu ihrem neuen Bruder sein soll. Sara gefällt diese Vorstellung eigentlich nicht, aber denkt sich dann doch: "[M]anchmal muss man Dinge tun, von denen man nicht gewusst hat, dass sie möglich sind". Und sie denkt nicht nur, sie tut auch. Über Nacht verwandelt sich Sara in Steinars großen Bruder: Sie schneidet sich die Haare, zieht Bubenklamotten an und lässt sich Alfred nennen. Die Eltern sind überrascht, Emilie schockiert, aber dann helfen alle zusammen und Steinar hat einen großen Bruder an seiner Seite, der ihm beim Eingewöhnen in die neue Familie hilft. Wie Sara dennoch Sara bleiben kann, ist das Spannende an der Geschichte, wodurch das Buch bis zur letzten Seite faszinierend beibt. Linde Hagerup stellt diese außerordentliche Familienerweiterung konsequent aus der Sicht Saras dar. Der Text im Flattersatz lässt oft an Lyrik denken, ist aber genauso gut für Leseanfänger_innen verständlich, weil er die sprachlichen Möglichkeiten einer 9-Jährigen nicht übersteigt. Die Buchgestaltung mit den kontrastierenden Farben Gelb und Dunkelblau ist effektvoll und korrespondiert sehr gut mit der unaufgeregt geschilderten Sozialkompetenz der Familie. Vor allem der Vater ist als wichtige Beziehungsperson Saras eine Lichtgestalt: "Es ist die Liebe, die uns trägt", vermittelt er seinen Töchtern. Zeitlich ist die Romanhandlung um das erste Weihnachtsfest in der neuen Konstellation angesiedelt - für Steinar das erste ohne die leibliche Mutter. Vielleicht hat die Illustratorin Felicitas Horstschäfer, deren Bilder das norwegische Kinderbuch zu einem Gesamtkunstwerk machen, Nachtblau und Sonnengelb als Assoziation zur Wintersonnenwende gewählt - es fällt leicht das hineinzuinterpretieren. Das Buch ist in Gestaltung und Text so unaufdringlich schön, dass es allen sensiblen Leser_innen ab 8 empfohlen werden sollte, auch Erwachsenen.


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Medium erhältlich in:
1 Gemeindebücherei Atzenbrugg, Heiligeneich

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Personen: Hagerup, Linde Haefs Gabriele Horstschäfer, Felicitas

Schlagwörter: Antolin Klasse-4

Hagerup, Linde:
¬Ein¬ Bruder zu viel / Linde Hagerup. Aus dem Norw. von Gabriele Haefs. Mit Bildern von Felicitas Horstschäfer. - Hildesheim : Gerstenberg, 2019. - 72 S. : Ill.
ISBN 978-3-8369-5678-9 fest geb. : ca. 15,40

Zugangsnummer: 2020/2023 - Barcode: 2-2114815-4-00002023-7
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Hager - Buch