Fesselndes Kammerspiel über die Spirale der Gewalt, die nur durch Vergebung durchbrochen werden kann. Nur wer fängt an?
Rezension
Karen-Susan Fessel legt ein preisverdächtiges Jugendbuch vor, dass einen immer wieder behandelten Stoff - Gewalt eskaliert, scheinbare Lappalie wächst sich zum Verbrechen aus - gekonnt und überraschend in Szene zu setzen versteht. Mascha kriegt ihren ersten Kuss und Lion, der so schöne Augen hat, wird am selben Abend an der Tankstelle ins Koma geprügelt. In diese Geschichte sind mehrere Personen verwickelt, einige mit "Migrationshintergrund". Fessel gelingt es, die Perspektive jeder Person würde- und verständnisvoll darzustellen, sodass Blendi als Kosovoalbaner genauso verstehbar wird, wie Muris, dessen Leben gerade völlig aus der Bahn gerät und dessen liebevolle Beziehung zu seiner Mutter mit wenigen Sätzen treffend umschrieben wird. Beim Erledigen seiner Sozialstunden räumt er Garten und Speisesaal eines Pflegeheims auf, etwas, was er zu Hause nie tun würde... Und trotz der vielen Gefahren von Fettnäpfchen oder stereotypen Vorverurteilungen bleibt das Buch klar und überraschend.
Arbeit mit Geflüchteten, Konfirmationsarbeit, Gottesdienst zur FriedensdekadeRezensent: Christiane Thiel
Personen: Fessel, Karen-Susan
Fessel, Karen-Susan:
Alles ist echt / Karen-Susan Fessel. - Hamburg : Oetinger, 2017. - 203 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-8415-0439-5 kt. : EUR 7.99
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Fes - Buch