Benjamin von Stuckrad-Barre betätigt sich wieder einmal als genauer Beobachter der deutschen Gesellschaft.
Rezension
Das Ganze besteht immer aus kleinen Teilen. Und so fügt Benjamin von Stuckrad-Barre in diesem zeitgeschichtlichen Werk ein Mosaik an Beobachtungen und Erlebnissen aus 2008 und 2009 zu einem detaillierten Bild Deutschlands, seiner Menschen, seiner Kultur und Politik zusammen. Und das wie immer hemmungslos subjektiv. Da wird Günther Grass in zwei Seiten niedergemacht, darauf folgen zwanzig Seiten voller Werbung für ein neues Udo-Lindenberg-Album. Der Autor berichtet von modischen Armutszeugnissen, politischem Straßenwahlkampf mit Pfannkuchenbacken, talentlosen Schuhverkäufern und deutsch-deutschen Kindheitsgeschichten. Verpackt werden die kurzen Abschnitte in eine beeindruckend gewandte Sprache, in der eine gehörige Portion Selbstreflexion immer verwoben ist. Doch manches bleibt nicht ewig. Wenn Stuckrad-Barre zum Beispiel über Christoph Schlingensief schreibt, hat die Realität ihn mittlerweile überholt. Doch vielleicht gehört gerade das dazu. Denn was wäre eine Gegenwart ohne Zukunft?
Für Büchereien mit an zeitgeschichtlichen Themen interessierten Lesern bestens geeignet. Aber auch sonst ein sprachlich beeindruckendes Stück Literatur.Rezensent: Marcel Lorenz
Personen: Stuckrad-Barre, Benjamin von
Stuckrad-Barre, Benjamin von:
Auch Deutsche unter den Opfern / Benjamin von Stuckrad-Barre. - 1. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2010. - 333 S. : Ill. ; 22 cm. - (KiWi Paperback ; 1164)
ISBN 978-3-462-04224-5 kt. : EUR 14.95
Zeitkritik und Zukunftsfragen - Buch