Psychogramm einer dysfunktionalen Familie.
Rezension
Die junge schwedische Krankenschwester Kirstin Kvist entschließt sich, ihres Freundes wegen, für ein Jahr nach England zu gehen. Sie nimmt eine Stelle in Lydstep Old Hall an, um John, den erwachsenen Sohn des Hauses ( er gilt als verwirrt), zu pflegen. Vor Ort registriert sie sofort auffällige Verhaltensweisen bei sämtlichen Familienmitgliedern. Sie vermutet eine künstlich - medikamentöse Beeinflussung Johns und fühlt sich in ihrer Annahme bestätigt, als sie aufgrund heimlicher Tablettenreduzierung nach und nach im Umgang mit ihm außergewöhnliche Begabungen im mathematischen Bereich feststellt. Verbotenerweise ermöglicht sie ihm Zugang zu seiner geliebten, bis dato verriegelten Bibliothek, stellt somit eine scheinbare Alltagsnormalität her, die jäh zerstört wird durch ein katastrophales Ereignis, in das Kerstin auf spektakuläre Weise involviert ist, ein schockierendes Geschehen, an dem sie sich latent schuldig fühlt. Geheimnisvolle Andeutungen, egozentrische Aktivitäten neben emotionaler Kälte machen für die Schwedin einen weiteren Aufenthalt in einem derartigen Umfeld unmöglich. Sie hat nur noch ein Bestreben: Diesem Desaster zu entkommen.
Anne Vine ist ein scharfsichtiger Roman gelungen. Detailliert zeichnet sie das Psychogramm einer zerrütteten Familie, deren Figuren den Leser fesseln, beunruhigen, abschrecken. Spannende Lektüre. Bestens geeignet für Krankenhausbüchereien.Rezensent: Brigitta Morgenstern
Personen: Vine, Barbara
Vine, Barbara:
Aus der Welt : Roman / Barbara Vine. Dt. von Renate Orth-Guttmann. - Zürich : Diogenes, 2007. - 457 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-257-06550-3 geb. : EUR 22.90
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