Gelich, Johannes
Der afrikanische Freund Roman
Buch

Eine sorglose Feier Neureicher gleitet ab in die Katastrophe, doch keiner merkt es so richtig.


Rezension

Der Protagonist, ungenannten Namens, begibt sich anlässlich der Beerdigung seines Vaters und eines Klassentreffens in seine Heimatstadt Salzburg. Dort trifft er einen alten Schulkameraden, der ihn auf sein éSchlossÆ einlädt, wo mit weiteren Yuppies ausschweifend gefeiert wird. Die mit Prostituierten angereicherte Sorglosigkeit schlägt schleichend in Exzess um, als ein afrikanischer Bibelverkäufer anklopft, den die Freunde irrtümlich für einen Koksdealer halten. Eine Rauferei zwischen dem mit Drogen vollgepumpten Gastgeber und dem éafrikanischen FreundÆ gipfelt schließlich in Grausamkeiten. Was wie ein Roman der Popliteratur begann endet mit einer Autofahrt der völlig besoffenen Freunde, die sich in ihrer Dekadenz erst vage darüber klar werden, dass sie grade dabei sind, den Körper eines unbekannten Toten zu entsorgen. Der Plot der Erzählung erscheint lange unrealistisch, beinahe wie eine reality-show, erst am Ende findet der Roman seine Spur, nachdem sich lange Zeit kein Ziel und keine Motivation des Geschehens zeigt. Der Stil vermittelt gut die kühl und desinteressiert vorgetragene Dekadenz der jungen Reichen, fesselt dabei aber nicht, obwohl Gelich die Darstellung des erschreckend übergangslosen Abgleitens von sorgloser Normalität in gedankenlose Grausamkeit beeindruckend gelingt.

Zu den Themen "Verantwortung" und "Kälte der Erlebnisgesellschaft" dürfte die Erzählung einigen Anstoss bieten, während es, was das Lesevergnügen angeht wohl noch gelungenere Romane mit ähnlicher Thematik geben mag.

Rezensent: Nils Hanwahr


Personen: Gelich, Johannes

Schlagwörter: Gesellschaft Einsamkeit Dekadenz

Gelich, Johannes:
Der afrikanische Freund : Roman / Johannes Gelich. - 1. Aufl. - Göttingen : Wallstein, 2008. - 174 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8353-0356-0 geb. : EUR 16.00

Zugangsnummer: 0002/4034
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch