Ein Band in der Reihe "Lebendige Geschichte" in der Arena Bibliothek des Wissens, in der Harald Parigger bereits die Zeit Caesars und den Wettlauf mit der Pest im mittelalterlichen Europa behandelt hat. Das Thema des entstehenden Kapitalismus ist nicht einfach, umso mehr freut, dass auch für diesen Band mit Harald Parigger ein Fachmann ersten Ranges gewonnen wurde, der Erwachsenen und Jugendlichen nicht unbekannt sein dürfte. In der wissenschaftlichen Fachwelt bekannt für seine Aufsätze, kennen ihn Leser der Belletristik als Autor von Gedichten, Theaterstücken, Geschichten, historischen Erzählungen für junge Leser oder Krimis für Erwachsene, und in jedem Genre überzeugt der Autor. In der Geschichte um die Familie der Fugger kann Parigger sein Talent gleich mehrfach zur Geltung brin-gen; hier paart sich wissenschaftlicher Verstand mit hervorragendem historischem Hintergrundwissen, und das Ganze wird dem jungen Leser in einer ansprechenden und spannenden Art erzählerisch dargeboten. Auch wenn der Kaufmann Jakob Fugger im Mittelpunkt steht, so ist es doch das gesamt Zeitbild im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, das Parigger hier lebendig werden lässt: Das noch mittelalterliche Europa am Übergang zur Neuzeit, mit seinem aufstrebenden Bürgertum, das mehr und mehr an Einfluss gewinnt, darun-ter eine Familie namens Fugger aus Augsburg, die ein so mächtiges Handelsimperium von Weltgeltung auf-baut, dass die Welt danach nicht mehr das ist, was sie war. Ursprünglich war es "nur" ein Weber, der sich Mitte des 14. Jahrhunderts in Augsburg niederließ und bald ein Handelshaus gründete, das unter seinen Nachkommen schnell expandierte. Der Kauf von Kupferminen, der Ausbau des ostindischen Gewürzhandels, die Gründung des größten Bankhauses Europas, das sind Begriffe, die sich mit den Fuggern ebenso verbinden wie heute noch in Augsburg die Fuggerei, eine von Jakob Fugger gegründete Wohnanlage für Bedürftige. Die wirtschaftliche Weltgeltung des Mannes war (nicht nur damals schon) gleichbedeutend mit einem immensen Einfluss auf die Reichspolitik, was wiederum den privaten Reichtum vergrößerte, etwa, wenn Fugger dem König und Kaiser Gelder lieh für Feldzüge oder zur Bestechung bei der Wahl. Das alles hätte man so trocken schildern können, und vermutlich hätte es nur wenige junge Menschen inte-ressiert. Parigger weiß jedoch einen anderen erzählerischen Ansatz zu wählen: Ihm gelingt eine Mischung aus Sachbuch und Roman, säuberlich getrennt und doch untrennbar miteinander verbunden. In den Mittelpunkt des erzählerischen, fiktiven Teils stellt er einen Jungen im Alter des Lesers, den Bauernsohn Johann, den er in die Dienste Fuggers treten lässt. Eine unbekannte, faszinierende Welt begegnet ihm, der er staunend gegenüber steht. Er ist der Eintritt in die Welt des Geldes und Goldes. Und Johann erlebt, was wir heute alle kennen, was Kinder aber noch nicht in ihren Ursachen durchschauen: den Einfluss von Geld, Macht aufgrund von Reichtum, Ränkeschmieden und Intrigen, Machenschaften und Schiebungen. In Johann - und dem Leser, der dieser Welt ebenso unerfahren wie Johann gegenüber steht - entsteht Stück für Stück mosaikartig zusammengesetzt das Bild der Welt, in acht Kapiteln erzählt. Wie immer in der Arena Bibliothek des Wissens sind in die erzählenden Teile Sachkapitel eingeschoben, wenn sie sich anbieten. Hier wird das im Einzelfall, d.h. im persönlichen Schicksal Erlebte abstrahiert; viele Hintergrundinformationen runden das Zeitbild ab. Hier erfährt der Leser Fakten zur Familie der Fugger, er-lebt den Aufstieg Augsburg zu einer europäischen Metropole und den Beginn einer neuen Epoche; die Be-deutung von Bildung und geistigem Horizont, die Ursachen und Auswirkungen der Reformation, die Macht des Geldes - all dies wird in einzelnen Kapiteln prägnant zusammengefasst, als Fazit sozusagen aus den Beispielen der erzählten Geschichte und daher von jungen Lesern gut zu verstehen. Authentisches Bildmaterial, meist zeitgenössische Stiche, illustrieren die Sachkapitel, während die fiktive Ge-schichte von Johann durch eher witzige Bilder von Klaus Puth aufgelockert wird. All das zusammen ergibt das umfassende Bild einer Zeit des Umbruchs mit ihrer Ideen- und Wirtschaftsge-schichte, deren Kenntnis auch nötig ist, um so manches in der heutigen Zeit zu begreifen. *Alliteratus* Astrid van Nahl

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Serie / Reihe: Arena Biibliothek des Wissens - Lebendige Geschichte

Personen: Parigger, Harald

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