Eine junge Frau türkischer Abstammung kämpft in Deutschland um ihre Selbstbestimmung. Es ist eine Geschichte, wie wir sie in den letzten Jahren immer öfter von türkischen Frauen zu lesen bekommen: Ein kleines Mädchen wächst in Deutschland auf. Fern der türkischen Heimat ihrer Eltern lebt sie auf einer Insel inmitten des reichen Arbeitgeberlandes. Einer Insel voller Gewalt, Hass, Unterdrückung, geprägt von für uns "mittelalterlichen" Denkweisen. Ihre ersten Lebensjahre verbringt sie fast vollständig im Krankenhaus, da sie an einer mysteriösen Nierenerkrankung leidet. Daher hat sie zwangsläufig mehr Bezug zur deutschen Sprache und Kultur als zu der ihrer Herkunftsfamilie. Wahrscheinlich kann sie deshalb auch nicht alles, was ihr die Familie aufzwingt, ertragen. Doch gegen die Zwangsverheiratung mit einem ihr unbekannten Verwandten, der aus der Türkei eingeflogen wird, kann auch sie sich nicht wehren. Auch gegen die körperlichen Übergriffe, die er gegen sie und die gemeinsame Tochter unternimmt, setzt sie sich anfangs wenig zur Wehr. Ist sie es doch gewohnt, dass man der Polizei aus dem Weg gehen muss, schließlich war der Vater wegen diverser Raufhändel vor Gericht. Immer wieder flüchtet sie ins Frauenhaus, kehrt aber zurück. Sie holt Schulbildung nach, beginnt eine Ausbildung und findet Arbeit. Als sie schließlich die Scheidung einreicht, fährt ihr Mann in die Türkei, um mit einer Waffe zurückzukehren. Acht Mal schießt er auf sie, trifft aber nicht. Als die Polizei eingreift, begeht er Selbstmord. Von diesem Tag an nimmt sie ihr Leben endgültig selbst in die Hand, wird beruflich erfolgreich, heiratet einen Deutschen und studiert schließlich Jura. Eine ergreifende Geschichte, leider eine von vielen. Obinger kennt beide Kulturen, beide Seiten der Integrationsdebatte. Im letzten Teil ihres Buches widmet sie sich den möglichen Lösungen, macht Vorschläge an alle Beteiligten, wie man zu einem besseren Miteinander finden könnte. Vor allem, wie die Mehrheitsbevölkerung auf im migrantischen Umfeld beobachtete Missstände wie Gewalt gegen Frauen und Zwangsverheiratung reagieren sollte. Allen Beständen sehr zu empfehlen.
Personen: Obinger, Sengül
Obinger, Sengül:
Löwinnenherz : Wie ich mir meine Freiheit erkämpfte und dabei fast das Leben verlor / Sengül Obinger. - 1. [Aufl.]. - Freiburg im Breisgau : Kreuz-Verl., 2011. - 220 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-451-30468-2 fest geb. : 17,95
Einzelbiographien, die existentielle und allgemeinmenschliche Grunderfahrungen in den Mittelpunkt stellen (Verfolgung, Widerstand, Flucht und Vertreibung, Behinderung, Krankheit und Leid, Tod und Trauer usw.) - Signatur: Bi 2 Ob -