Robert Koch zählt zu den Superstars der Wissenschaft, sein Name steht für eine medizinische Revolution: Koch gelang der wissenschaftliche Nachweis dafür, dass Bakterien Krankheiten hervorrufen, entdeckte Milzbrand- und Tuberkulose-Erreger. Vor allem die Tuberkulose war zu Kochs Zeiten auch in Mitteleuropa gefürchtet. Denn industrielle Revolution und rasante Urbanisierung hatten hier vor rund 150 Jahren Wohnverhältnisse hervorgebracht, die Krankheiten begünstigten. In den Slums der wuchernden Städte fanden Krankheitserreger ideale Bedingungen für ihre Verbreitung.
Koch entdeckte nicht nur die Erreger, sondern fand auch einen Weg, die Mikroben auf standardisierte Weise sicht- und nachweisbar zu machen: Er isolierte die Keime, züchtete sie auf Nährmedien und infizierte Versuchstiere. Zeigen die Versuchstiere ähnliche Krankheitssymptome wie betroffene Menschen, war der Nachweis eines Krankheitserregers erbracht. Mit dieser reproduzierbaren wissenschaftlich-technischen Methode zur Identifikation von Erregern legte Koch die Grundlagen dafür, dass industrielle Prinzipien auch nun auch in der Medizin angewandt werden konnten. Fotografien der Bakterien halfen bei der Verbreitung der Hoffnung, dass Infektionsk´rankheiten auch heilbar werden.
Für seine Leistung ist Koch vielfach als Retter gefeiert worden. Aus Sicht des 21. Jahrhunderts werfen die Hintergründe seiner Forschung jedoch auch Fragen auf. Sie können nur aus dem Kontext seiner Zeit verstanden werden. Kochs steile Karriere im wilhelminischen Kaiserreich ist ein Paradebeispiel dafür, wie eng wissenschaftliche Entdeckungen auch in dieser Epoche an politisch-ökonomische Bedingungen gekoppelt war.
An Originalschauplätzen aus Kochs Forscherleben in Ägypten, Uganda und Indien bietet der Film eine kritische Betrachtung von Kochs Lebenswerk und schlägt einen Bogen zu den Problemfeldern der Infektionsmedizin unserer Zeit.
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Robert Koch - Die Ökonomie der Erreger
Regie: Thomas Hauer, René Kirschey; Kamera: René de Gréve; Drehbuch: Thomas Hauer; Montage: René Kirschey; Musik: Karsten Höfer
Deutschland 2010; FSK 12; Sprachfassung: Deutsch; 1 Online-Ressource (44 min); Bild: 16:9 SD
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