Ein interessanter und packender Debütroman über die verzweifelte Suche nach Identität, Familie und Geschlecht. (DR) Sasha Marianna Salzmann, Hausautorin des Berliner Maxim Gorki Theaters, legt mit "Außer sich" einen beeindruckenden Debütroman vor, der es gleich auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat. Die Zwillinge Alissa und Anton emigrieren in den 1990er Jahren mit ihren Eltern von Moskau nach Deutschland. Ihre Kindheit ist geprägt von den Streitigkeiten der Eltern, der schwierigen Integration in der neuen Wahlheimat, deprimierenden Aufenthalten in Asylheimen. All diese traumatischen Ereignisse schweißen das Geschwisterpaar noch zusätzlich zusammen. Doch später, als Alissa ihr Mathematikstudium abbricht, verschwindet Anton eines Tages plötzlich spurlos. Lediglich eine Postkarte mit dem Wort Istanbul, aber ohne Absender, gibt ein letztes Lebenszeichen. Alissa reist in die Türkei, um ihren Bruder aufzuspüren. Während ihrer Touren durch das nächtliche Istanbul lernt sie die Transperson Katho, eine Tänzerin, kennen und geht mit ihr eine Beziehung ein. Alissa beginnt eigenmächtig eine Hormontherapie, wird immer mehr zum Mann und möchte fortan Anton genannt werden. Salzmann spielt in dem 360 Seiten fassenden Buch unentwegt mit verschiedenen zeitlichen Ebenen und unterschiedlichen Erzählperspektiven. Die junge russische Autorin versucht damit, die unmöglich erscheinende Suche nach einer endgültigen Identität, einem fixen Geschlecht und einer sinnstiftenden Familiengeschichte zu illustrieren. Ein packender Roman, der den LeserInnen allerdings mitunter viel Lesedisziplin und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit abverlangt, aber bis zum Ende durch einen fast dramaturgischen Aufbau das Interesse am Werdegang der Protagonisten aufrechterhält.

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Personen: Salzmann, Sasha Marianna