Mehr Milieustudie als Krimi. (DR) Anne Goldmann, in früheren Zeiten Gewinnerin einiger Literaturpreise, legt ihren ersten Roman vor. Ohne Zweifel eine gelungene Schilderung des Milieus in einem Wiener Vorstadthaus. Die Charaktere entsprechen modernen Zeiten. Da ist die aufgeweckte, aufgeschlossene Hausmeisterin mit ihrem eigenwilligen Sohn, an der fast alles hängt, da gibt es grantige, zurückgezogene alte Männer, nervende Männer und zwielichtige Figuren. Vor allem die Frauen tauschen ihre Sorgen und Sehnsüchte aus, die LeserInnen bekommen den Eindruck, hautnah in dem alten Mietshaus mit dabei zu sein. Besondere Aufmerksamkeit wird der Psyche, dem Alltagsleben und dem Leiden der bellenden Vierbeiner gewidmet, deren Eigenleben neben dem der Menschen als gleichberechtigt erscheint. Ein Schmunzeln ist für hundeliebende LeserInnen garantiert. Während die Wiener Mentalität gekonnt, bunt und schillernd, ja mehrdimensional gezeichnet wird, schleppt sich die eigentliche Krimihandlung mühsam dahin. Der Mord, der das Haus aus seiner Beschaulichkeit aufscheucht, passiert erst spät im Text und vermischt sich - und das wirkt im Buch aufgesetzt - mit mysteriösen Banküberfällen. Die Auflösung des Kriminalfalls ist nicht gerade umwerfend, sie wirkt mühsam konstruiert. Spannung kommt, wenn überhaupt, erst im letzten Drittel des Buchs auf. Allerdings trösten die ausgeformten, anschaulich präsentierten Charaktere und die malerische Milieustudie über die eher dürftige Krimihandlung hinweg. *bn* Roman Schweidlenka
Personen: Goldmann, Anne
Goldmann, Anne:
¬Das¬ Leben ist schmutzig / Anne Goldmann. - Dt. Orig.-Ausg. - Hamburg : Argument-Verl., 2011. - 285 S.
ISBN 978-3-86754-194-7 kart. : ca. Eur 11,40
Schöne Literatur - Signatur: Goldm - Buch