Haderer, Georg
Ohnmachtspiele Kriminalroman
Buch

Üblicherweise traut man es Beamten nicht zu, dass sie ein aufregendes Leben führen, aber in Verbindung mit Kriminalfällen werden selbst aus den flachsten Beamten noch Erlebnismonster. Schäfer ist Kriminal-Major in Wien und auf der Karriereleiter unauffällig unterwegs. Die beste Geschwindigkeit für einen Beamten ist das bürokratische Schritttempo, dabei gilt sowohl das Trödeln als auch das Überholen als unpassend. In der Abteilung haben sich gewisse unausgesprochene Spielregeln eingebürgert. So werden Zweifelsfälle immer als Unfall dargestellt, weil man sie dann nicht bearbeiten muss. Andererseits gibt es ein so genanntes Leichenranking, wonach gewisse Todesarten von Medien besonders aufreizend dargestellt werden, während andere kaum der Erwähnung wert sind. Hinter all dieser Bürokratie steckt ein Innenminister, der vor allem punkten will, also fordert er in regelmäßigen Abständen eine saubere Kriminalstatistik, die sich sehen lassen kann. "Aber zum Jahresende hin schreiben wir ab, was wir abschreiben können, schauen, was als Selbstmord, Unfall oder natürlich durchgehen könnte. [.] Das ist keine Kriminalarbeit, das ist Politik." (43) Ohnmachtspiele sind nun ein typischer Beamtenausdruck, damit wird dargestellt, dass die Beamten sowohl ihren Leichen als auch ihren Vorgesetzten hemmungslos ausgesetzt sind. Schäfer bekommt es dabei mit seltsamen Fällen zu tun. Da wird einmal im Hafen eine Leiche gefunden, die niemand bearbeiten will. Dann liegt eine Ertrunkene in der Badewanne und bettelt darum, mordtechnisch untersucht zu werden. Handelt es sich vielleicht um einen Serientäter, weil jeweils das Wasser die Mordwaffe war? Was aber ist mit dem drogensüchtigen Junkie, der mir nichts dir nichts tot im Wald liegt? Major Schäfer ist ziemlich gefordert. In endlosen Ohnmachtspielen muss er die Recherche vorantreiben und gleichzeitig unterdrücken. Jede Erkenntnis hat einen inneren Wahrheitsgehalt und eine äußere Hülle für den Dienstablauf. Die Leichen sind quasi nur die Meilensteine für eine kriminologische Endlosschleife, auf der sich alle Ermittler im idealen Tempo bewegen. Kein Wunder, dass Major Schäfer zunehmend an Depressionen und abendfüllenden Angstzuständen leidet, dabei haben die Leichen die unangenehme Eigenschaft, dass sie diesen Major-Zustand nicht verbessern. "Ordnung und Erkenntnis werde ich stiften . außerdem sind Ruhe und Zufriedenheit der Bösewichte Komplizen", dozierte Schäfer pathetisch. (97) Georg Haderer erzählt mit diesem Blues-artigen, depressiven Beamtenkrimi ein Stück dahin kriechendes Österreich, worin oft die Leichen das Lebendigste sind. Die Logik dieses Schäfer-Krimis ist tarockanisch! Helmuth Schönauer


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Personen: Haderer, Georg

Schlagwörter: Österreich

Interessenkreis: Krimi

Haderer, Georg:
Ohnmachtspiele : Kriminalroman / Georg Haderer. - Innsbruck : Haymon-Verl., 2010. - 320 S.
ISBN 978-3-85218-630-6 fest geb. : ca. Eur 19,90

Zugangsnummer: 2011/0300 - Barcode: 214300208497
Schöne Literatur - Signatur: Hader - Buch