Rezension
Begegnung am Nachmittag" ist ein Psychogramm wie seine großen Vorbilder, aber deutlich harmloser, weil versöhnlicher: Seit 60 Jahren ist das Paar verheiratet, aber seit 23 Jahren lebt es getrennt. Oder seit 24, da fängt der Zwist schon an, als die beiden sich wiedertreffen. Der Anlass: Die Frau will sich, nach all den Jahren ohne ihn, nun auch offiziell scheiden lassen. Weil sie ihn nicht in der Nähe haben will, wenn sie stirbt. Weil sie nicht sterben will, bevor sie mit ihm fertig ist. Das jedenfalls, und zwar genauso, sagt sie ihm, "in aller Freundschaft". Er will die Scheidung nicht, und so streiten die beiden Alten, aber immer mit angezogener Handbremse: Man will den anderen verletzten, durchaus böse, aber man will ihn nicht vernichten. Und vielleicht fehlt einem dafür auch die Kraft, angesichts der Einsamkeit des nahenden Todes. Das Seniorenpaar redet miteinander, zum ersten Mal seit Jahren - über die Namen ihrer Pillen, über Probleme beim Pinkeln, und über die gemeinsamen Töchter: das beste, das ihnen je passiert ist. Ihr Dialog steckt voller Verletztheiten, aber auch voller Vertrautheit und, ja noch immer, Verliebtheit. Herrlich in Szene gesetzt wird dies von den Sprechern Nadja Tiller und Walter Giller, die in den Fünfzigern und Sechzigern das Traumpaar des deutschsprachigen Films waren. (Spiegel)
Personen: Mankell, Henning Tiller, Nadja Giller, Walter
MANK
Mankell, Henning:
Begegnung am Nachmittag : Hörspiel / Henning Mankell. Regie und Musik: Rainer Clute. Mit Nadja Tiller und Walter Giller. - München : ¬Der¬ Hörverl., 2008. - 1 CD in Klappbox
ISBN 978-3-86717-349-0 EUR 13.95
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