Rezension
Als er in der Morgendämmerung aus einem Berliner Club und ans Ufer der Spree tritt, sieht er, zwischen Ästen treibend, die Leiche einer Frau. Statt zur Polizei zu gehen, behält Hubert Canitz den Fund für sich. Doch der Anblick verfolgt ihn - und er beschwört die Erinnerung an eine Totenmaske herauf, die während seiner Kindheit im Flur der Eltern hing: die Unbekannte aus der Seine. Als er seine Mutter danach befragt, bildet sich ein aprikosengroßer hektischer Fleck in ihrem Gesicht, nervös weicht sie ihm aus. Getrieben, beginnt er über Wasserleichen zu forschen, in der Literatur, Kunst und Geschichte, bis ihm etwas dämmert. War nicht die Schwester seiner Mutter auf der Flucht aus Westpreußen im Frischen Haff ertrunken, in den kalten Monaten des Jahres 1945? Liegt hier der Grund für das merkwürdige Verhalten der Mutter, für ihr beharrliches Schweigen? Es kommt zu einem dramatischen Richtungswechsel in Canitz' Suche, und die Entdeckung, die er schließlich macht, ist schockierend und befreiend zugleich. In ihrem Debütroman verbindet Zora del Buono ein spektakuläres Ereignis deutscher Geschichte mit einer bewegenden Familiengeschichte - meisterhaft erzählt und spannend bis zur letzten Seite. (Buchhandel.de)
Personen: Del Buono, Zora
DELB
Del Buono, Zora:
Canitz' Verlangen : Roman / Zora Del Buono. - 1. Aufl. - Hamburg : Marebuchverl., 2008. - 157 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86648-091-9 fest geb. : EUR 18.00
DELB - sch. Lit.Erw