Rezension
Kaum zu fassen, wie sehr sich Alltag, Zeitgeist und Politik während der Lebenszeit nur einer Generation verändert haben! Heute unvorstellbar die damalige Allgegenwart des Militärischen, bei Polizisten, Lehrern, Vätern usw., das frühe Sterben (nur rund 5 % der deutschen Bevölkerung erlebten das Rentenalter, das seit 1889 auf 70 Jahre festgelegt war), Arme als "Trockenwohner", die Unaufgeklärtheit junger Mädchen; heute vergessen Alltagsgegenstände wie die Herdringe, untergegangen Begriffe wie "Blaustrumpf" oder "Olympiarolle". Hier berichten Frauen der Geburtsjahrgänge 1911 bis 1931, geradezu greifbar im gesellschaftlichen und politischen Umfeld die Spur hin zu Nazi-Deutschland, erst recht seine anhaltende Prägung der Nachkriegsmentalität. Nach 2 Titeln über die 50er- und 60er-Jahre (BA 8/04 und 6/06) ist der 1956 geborenen Autorin wieder ein außergewöhnliches Geschichtsbuch gelungen. Dank ihrer eingängigen historischen, soziologischen und psychologischen Erläuterungen und eindringlicher Bebilderung weit mehr als nur ein Anekdoten sammelndes Erinnerungsbuch. Das sollte in keiner Bibliothek fehlen. (1 S)
Serie / Reihe: dtv
Personen: Seifert, Claudia
SOZ 558 S
Seifert, Claudia:
¬Das¬ Leben war bescheiden schön : ein Rückblick von Frauen, die zwischen den Kriegen geboren wurden / Claudia Seifert. - Orig.-Ausg., 2. Aufl. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2009. - 316 S. : zahlr. Ill. (z.T. farb.) ; 21 cm. - (Dtv ; 24683 : Premium)
ISBN 978-3-423-24683-5 kt. : EUR 16.90
SOZ 558 S - Sachlit. Erw