Rezension
Grass' ¦Jahrhundert¦-Buch fand in den Medien bisher eine nicht unkritische, aber überwiegend freundliche Resonanz. Was diesem eigenwilligen Rückblick auf das zu Ende gehende 20. Jahrhundert zugute kommt, ist vor allem seine Unangestrengtheit, ist das Fehlen des hohen literarischen Anspruchs der Romane des Autors. Jahr für Jahr blättert Grass das Jahrhundert auf und fängt die große Geschichte in einem bunten Kaleidoskop (tatsächlicher oder fingierter) persönlicher Erfahrungen, Begegnungen und Erlebnisse ein. Geschichte wird so zur Kalendergeschichte reduziert, aber mit einem hohen Unterhaltungswert für den Leser, dem das Jahrhundert als Zeitgeistrevue noch einmal vor Augen geführt wird. Grass schlüpft als Erzähler dabei in viele Rollen, rückt aber immer wieder auch autobiografische Erfahrungen in den Blick. Dabei stehen naturgemäß Glanzlichter und Kabinettstückchen neben eher Mattem und Konstruiert-Wirkendem. Der durchgängige, unverwechselbare ¦Grass-sound¦ lässt aber auch die schwachen Texte noch stilistisch mit Genuß lesen. In dieser Ausgabe (ohne die Aquarelle) für alle Bibliotheken.
Serie / Reihe: Werkausgabe in zehn Bänden
Personen: Grass, Günter
Standort: SL
Grass, Günter:
¬Das Treffen in Telgte / Günter Grass. - 1. Aufl. - Göttingen : Steidl, 1987. - 176 S. ; 21 cm + Reaktiviert aus dem Archiv. - (Werkausgabe in zehn Bänden)
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sch. Lit.Erw