Rezension
Anhand von Interviews, Polizeiberichten und persönlichen Erinnerungen rekonstruiert die Journalistin Jana Simon das extrem widersprüchliche Leben ihres Jugendfreundes Felix. Geboren 1970 in Ostberlin als Enkel südafrikanischer Exilanten, durch seine Hautfarbe zum drangsalierten Außenseiter gestempelt, betreibt er japanische Kampftechniken und körperlicher Stählung bis zum Exzess. Nach der Wende sammelt er zweifelhaften Ruhm als Hooligan, Kick-Boxer und Türsteher in der Ostberliner Szene. Er verehrt Rommel und hasst Türken. In der "Freizeit" liest er Klassiker und hört Bach. In Gewaltdelikte und Drogenhandel verstrickt, wird er 1999 verhaftet und zu 4 1/2 Jahren Strafvollzug verurteilt, wo er Selbstmord begeht. Die Autorin beschreibt akribisch die Entwurzelung einer Generation. Geprägt durch den Zusammenbruch eines Staatssystems, werden mafiose Gegenstrukturen geschaffen, die in Verrat und einem abstrusen Ehrenkodex enden. Bestens verpackt und als gehobenes "Jugendbuch" plazierbar.
Personen: Simon, Jana
SIMO
Simon, Jana:
Denn wir sind anders : die Geschichte des Felix S. / Jana Simon. - 1. Aufl. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2002. - 246 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-87134-439-8 fest geb. : EUR 14.90
SIMO - sch. Lit.Erw