Rezension
Masuren 1939: Minna, eine junge Frau aus einfachen ländlichen Verhältnissen, lernt den Vogelkundler Gwidon kennen. Er ist Pole, älter und verheiratet. Um ihm näher zu sein, geht sie in der Stadt in Stellung. Bis zur Festnahme wegen Rassenschande genießt sie die wenigen Glücksmomente. Es folgen Gefängnis und Arbeitslager. Minnas und Gwidons Sohn wächst wie die als Schwester ausgegebene Tochter, geboren nach einer Vergewaltigung durch den Gutsherren, bei der Großmutter auf. 1945 wird Minna bei Plünderungen von russischen Soldaten erschossen. Kaleri verbindet das Geschehen mit dem Schicksal ihrer masurischen Großmutter, die sie nie kennenlernte. Kurze Texte über Reisen ins heutige Polen und die vergebliche Spurensuche sind den Kapiteln vorangestellt. Nach "Hochleben" (BA 2/07, einem Text mit experimentellem Charakter) ist ihr ein berührender (Liebes-)Roman gelungen, in dem sie mit distanzierter Erzählhaltung und poetischer Sprache in kleinen Episoden Atmosphäre schafft. Die drohende Gefahr, die Minna nicht sieht, schwingt mit. Ein eindrücklicher Roman, der auch kleineren Bibliotheken empfohlen werden kann.
Personen: Kaleri, Anna
KALE
Kaleri, Anna:
¬Der¬ Himmel ist ein Fluss : Roman / Anna Kaleri. - München : Graf, 2012. - 222 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-86220-032-0 fest geb. : EUR 16.99
KALE - sch. Lit.Erw