Rezension
Ähnlich bizarr wie die beiden letzten Romane des Autors "Im Haus der großen Frauen" (BA 2/01) und "Fontanelle" (BA 11/04) wirkt auch "Der Junge und die Taube", hinter dessen friedfertigem Titel ein emotional aufwühlender Entwicklungsroman steckt. Was der in Jerusalem in einer unvollständigen Familie aufwachsende, sich immer fremd fühlende, eher inaktive Jair später als Touristikführer und Vogelkundler erinnert, fügt sich zu einer eher in das Reich der Mythen gehörenden Herkunftsgeschichte. Jair verdankt sein Leben einem Brieftaubenzüchter, der seine Profession nicht nur zu Nachrichtenzwecken im Krieg zur Verfügung stellen kann, sondern dem es - sterbend - gelingt, den sehnlichsten Wunsch seiner Geliebten mittels einer Brieftaube zu erfüllen. Shalev findet - dank seines Sprachvermögens - wieder ungewöhnliche Ausdrucksmöglichkeiten für die Liebe in ihren verschiedenen Formen, für die Leben bringende Liebe, die Liebe als Ritual, für die Liebe, die der Zerstörung nahe ist. - Ein gekonnter Roman mit emotionalen Zumutungen für den Leser.
Personen: Shalev, Meir
SHAL
Shalev, Meir:
¬Der¬ Junge und die Taube : Roman / Meir Shalev. - Zürich : Diogenes, 2007. - 487 S. ; 19 cm
Einheitssacht.: Jona we-Na'ar
ISBN 978-3-257-06608-1 fest geb. : EUR 22.90
Zugangsnummer: 65908000329
SHAL - sch. Lit.Erw