Rezension
Richard von Schirach war 4 Jahre alt, als sein Vater Baldur, Hitlers "Reichsjugendführer" und Gauleiter in Wien, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Kontakt zu ihm war nur möglich über spärliche Besuche im Spandauer Alliiertengefängnis und durch über 1.000 Briefe, die er vom geliebten Vater erhielt. Seine Schuld wird in der Familie mit keinem Wort erwähnt. Über diese fast elternlose Kindheit und Jugend, auch die Mutter ging bald eigene Wege, hat Richard von Schirach ein beeindruckendes, sehr offenes Buch geschrieben - keine wütende Abrechnung à la Niklas Frank (BA 12/87), sondern ein kluges, reflektiertes Porträt einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung, zugleich die Geschichte eines Erwachsenwerdens im Wirtschaftswunderland. Der Bruch mit dem idealisierten Vater kommt nach dessen Haftentlassung 1966, denn Baldur von Schirach zeigt keine Reue. Eine meisterlich erzählte Familiengeschichte, symptomatisch für viele andere in Deutschland. Lesenswert. Breit anbieten. (2)
Personen: Schirach, Richard von
GESCH 438 SCHIR
Schirach, Richard ¬von¬:
¬Der¬ Schatten meines Vaters / Richard von Schirach. - München [u.a.] : Hanser, 2005. - 379 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-446-20669-4 fest geb. : EUR 24.90
GESCH 438 SCHIR - Sachlit. Erw