Rezension
Einer nicht näher bezeichneten Ich-Erzählerin wird von einer Journalistin im Iran ein Päckchen angekündigt. Es enthält ein eng beschriebenes Schulheft mit den letzten Aufzeichnungen der 15-jährigen Fatemeh, die in einem iranischen Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartet. Sie erzählt ihre Geschichte und die ihrer geliebten Tante, die, nach einem traumatischen Kindheitserlebnis verstummt, sich den Anforderungen der islamistischen Gesellschaft verweigert und schließlich Opfer der Religionsdiktatur wird. Dadurch ändert sich auch Fatemehs Leben radikal und wird in Bahnen gelenkt, die schließlich zu ihrer Verurteilung führen. Der 1967 in Teheran geborenen und seit 1993 in Frankreich lebenden Autorin gelingt nach "Parvaneh heißt Schmetterling" (BA 3/03) wieder ein gut lesbarer, dichter und eindringlicher Roman, der stilistisch zwar schlicht, gedanklich jedoch sehr differenziert Einblicke in eine von religiösem Totalitarismus beherrschte Gesellschaft gewährt, in der Angst, Heuchelei, Bigotterie und Dummheit eine unheilige Allianz eingehen. Ein aufrüttelndes, heftiges und anrührendes Buch! Breit empfohlen.
Personen: Djavann, Chahdortt
DJAV
Djavann, Chahdortt:
¬Die¬ Stumme : Roman / Chahdortt Djavann. - 1. Aufl. - München : Goldmann, 2010. - 110 S. ; 21 cm
Einheitssacht.: ¬La¬ muette
ISBN 978-3-442-31231-3 fest geb. : EUR 14.95
Zugangsnummer: 65910016206
DJAV - sch. Lit.Erw