Rezension
Hier erzählt eine Frau, die wirklich etwas zu sagen hat: Über Ereignisse ihre Lebens, die oft auch ein Stück öffentlicher Geschichte darstellten (z.B. die Gründung von Amnesty International), über ihre Bekanntschaften mit den Großen unserer Zeit (z.B. G. Heinemann, Lew Kopelew, W. Brandt, H. Böll, E. Fried), über ihr politisches Engagement und ihre journalistische Arbeit für den WDR. All das böte reichlich Gelegenheit zur nachträgliche Selbststilisierung. Aber die Autorin ist weitab von jeder persönlichen Eitelkeit. Selbstkritisch und nachdenklich beschreibt sie z.B. ihre Kindheit und Jugend im "Dritten Reich", ihre Tätigkeit für den amerikanischen Geheimdienst in der Nachkriegszeit, ihre Mitgliedschaft in der SED, ihre Bespitzelung durch die Stasi. Und an diesen Eckpunkten wird exemplarisch ihr Motiv deutlich: Nicht um Rechtfertigung oder Anklage geht es ihr, sondern darum, "die Schatten, die über diesen Jahren meines Lebens lagen, aufzuhellen, auch für mich. (...) zu berichten, wie es wirklich war". Ein hoher Anspruch. Er wird in jeder Zeile eingelöst. (1)
Personen: Stern, Carola
ALLG 235 STER
Stern, Carola:
Doppelleben : eine Autobiographie / Carola Stern. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2001. - 317 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-462-02981-9 fest geb. : DM 39.90 + f
ALLG 235 STER - Sachlit. Erw