Rezension
Mit einer Klassenfahrt nach Hinterpommern beginnt 1989 die in Zeitsprüngen erzählte Geschichte von Tom und Gesa. Während er an einer Karriere als Musiker arbeitet, bleibt sie dem bürgerlichen Milieu verhaftet. Postkarten und gelegentliche Treffen halten eine platonische Beziehung aufrecht, die dem unbehausten und letztlich erfolglosen Freund Halt gibt. Der bei Schleswig lebende Autor strukturiert seinen 2. Roman (vgl. "Schneetage", BA 6/09) analog dem Gestaltungsprinzip der Sonatensatzform in Exposition, Durchführung, Reprise und Coda. Die Gliederung bildet das stützende Gerüst seiner melancholischen Impressionen eines verhaltenen Pas de deux komplementärer Charaktere. Virtuos auch die technische Handhabung der personalen Perspektive, die Gesas Psychogramm auffächert, Toms Innenleben aber weithin im Verborgenen lässt. Lautmalerische Tonschöpfungen bleiben die wesentliche Ausdrucksform des an seiner unnahbaren Verschlossenheit wie an den unwirtlichen Bedingungen der Realität scheiternden Künstlers. Das anrührende Bildnis einer verlorenen Seele wirkt lange nach. Für alle Bibliotheken.
Personen: Christophersen, Jan
CHRIS
Christophersen, Jan:
Echo : Roman / Jan Christophersen. - 1. Aufl. - Hamburg : Mare-Verl., 2014. - 237 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86648-204-3 fest geb. : EUR 18.00
CHRIS - sch. Lit.Erw