Rezension
Der erfolgreiche (Fernseh-)Schauspieler und Autobiograf ("Nicht alle waren Mörder", BA 1/00) legt mit "Familienbande" bereits seinen 3. Roman vor (zuletzt "Der Steuerhinterzieher", BA 11/05), meines Erachtens seinen bislang besten. Im Mittelpunkt des biografischen Romans steht Michael Mann, das jüngste, unwillkommene und vom Vater ungeliebte Kind von Katia und Thomas Mann. Schon in seiner Kindheit ist Michael, in der Familie "Bibi" genannt, "anders", schwierig und jähzornig. Und er bleibt ein Außenseiter auch in seinem späteren Leben, der sich trotz aller beruflichen Erfolge nie aus dem Schatten des Vaters lösen konnte und sich mit 57 Jahren verzweifelt das Leben nahm. Die Sympathien des Erzählers liegen von Anfang an aufseiten des ungeliebten Sohnes, dessen seelische Nöte ebenso eindringlich beschrieben werden wie das gespenstisch ritualisierte und emotional unterkühlte Familienleben im Hause Thomas Mann. Dem psychologisch stimmigen und lebendig erzählten Roman ist eine breitere Nachfrage vorauszusagen, zumal das Interesse an der "Jahrhundert"-Familie Mann (z.B. Inge Jens: BA 5/03) ungebrochen ist.
Personen: Degen, Michael
DEGE
Degen, Michael:
Familienbande : Roman / Michael Degen. - 1. Aufl. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2011. - 476 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-87134-633-0 fest geb. : EUR 22.95
DEGE - sch. Lit.Erw