Rezension
Niemand wird von Elfriede Jelinek (zuletzt BA 4/00) tatsächlich einen "Unterhaltungsroman" erwarten. Dennoch nichts über die Geschichte: wo bliebe der Leseanreiz, wenn schon in der Rezension erzählt würde, dass sich hier ein Gendarm, gierig nach Immobilienbesitz, auf die Jagd nach Frauen (Eigentümerinnen) macht, um ... u.s.w. Erzählt aus Kommentatorinnenperspektive, im nüchtern-umständlichen Alpin-Pathos, liest sich da Mord wie eine Amtshandlung, Sex wie eine Pflichterfüllung im Planquadrat. Färbung zwischen Frost und Frotzelei gibt der (Ab-)Handlung ihr kalt spöttelnder Blick auf Gier und Willigkeit alleinstehender älterer Frauen ("Ihre Gesichter gleichen unbetretenen Sälen, die drauf warten, daß einer das Licht andreht"). Nicht zu vergessen das pathologische Element, wo bliebe sonst der Schauder? Tod, Leiche und Verwesung einer zentralen weiblichen Figur werden als ausgeschmückte Sezierstückchen kredenzt... Ein Bestseller wie "Lust" (BA 7/89) wird deren Gier-Aufguss sicher nicht, doch dank guter Medienbeachtung wohl auch kein Ladenhüter.
Serie / Reihe: rororo
Personen: Jelinek, Elfriede
JELI
Jelinek, Elfriede:
Gier : ein Unterhaltungsroman / Elfriede Jelinek. - 3. Aufl. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt Taschenbuch-Verl., 2004. - 461 S. ; 19 cm. - (Rororo ; 23131)
ISBN 978-3-499-23131-5
JELI - sch. Lit.Erw