Rezension
Die Liebesgeschichte von Goethe und Charlotte von Stein ist bekannt, die offenen Fragen sind es ebenfalls. Der Augsburger Germanist untersucht die über 1700 Briefe Goethes (Frau von Stein hat ihre Briefe verbrannt); er spürt den Gefühlen nach, die sich hinter den Worten verbergen, von der ersten Überwältigung und der Steigerung des "bis fast ans Pathologische reichenden Liebeswunsches" bis zur Entfremdung. Die genaue Sprachanalyse zeigt die Entwicklung von kunstvollen Variationen der Liebesgeständnisse hin zu immer weniger herzlichen, deklamatorisch wirkenden Briefen. Daraus lässt sich ableiten, dass die Italienreise nicht die Flucht vor der Beziehung war, sondern dass die Lockerung der Beziehung erst die Erfüllung des lang gehegten Wunsches ermöglichte. Der interessante Ansatz führt dann bei der Interpretation des Italientagebuchs zu der Frage, wieweit Frau von Stein als Stimulans für produktives Schreiben diente. Die differenzierte, aber leicht zugängliche Analyse ist ein wichtiger neuer Beitrag zum Verständnis der alten Liebesgeschichte. - Neben S. Bertholdt (BA 7/99) oder D. Maurer (BA 3/98). (2)
Personen: Koopmann, Helmut
LIT 236,6 K
Koopmann, Helmut:
Goethe und Frau von Stein : Geschichte einer Liebe / Helmut Koopmann. - München : Beck, 2002. - 282 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-406-48652-4 fest geb. : EUR 19.90
LIT 236,6 K - Sachlit. Erw