Rezension
Selbstmorde vorzutäuschen ist Harolds große Leidenschaft. Dabei geht der arbeitslose Wurstfachverkäufer äußerst realistisch vor. Seine Nachbarn sind daran gewöhnt und nehmen den Spleen des 49-jährigen, geistig recht einfachen Mannes mit britischer Gelassenheit hin. Eines Tages soll er den 11-jährigen Melvin für eine ganze Woche beherbergen. Der Junge, der sich selbst als größtes Genie seit Hegel bezeichnet, bringt Harold dazu, mit dem Auto durch England zu gurken, um seinen unbekannten Vater zu suchen. Fünf Adressen hat der gewiefte Bengel ausgemacht, die sie alle abklappern. Natürlich begegnen ihnen dabei die skurrilsten Typen, z.B. Kandidat Nummer 3 im selbstgehäkelten Strickjäckchen. Am Schluss werden die beiden Kauze fündig und ein bisschen Wehmut schleicht sich in die irrwitzige Geschichte. Der Autor mag (vorerst) unerkannt bleiben und versteckt sich lieber hinter einem Pseudonym. Dass es sich dabei um einen Könner 1. Ranges handeln muss, das beweisen sein geschliffener Schreibstil, die geistreiche Umsetzung einer bizarren Handlung und die vielen Details, die das Buch zum Genuss werden lassen.
Serie / Reihe: Critica Diabolis
Personen: Einzlkind
EINZ
Einzlkind:
Harold : Roman / Einzlkind. - Dt. Erstveröff., 3. Aufl. - Berlin : Ed. TIAMAT, 2010. - 222 S. ; 21 cm. - (Critica Diabolis ; 173)
ISBN 978-3-89320-142-6 kt. : EUR 16.00
EINZ - sch. Lit.Erw