Rezension
Wenn das nicht die längst vergessen geglaubte, gute alte Schule des breit angelegten Romans ist! Mit einer komplexen Story und einem überzeugend konzipierten Zusammenspiel von Fiktion und Historie zeigt der 42-jährige Autor erneut, dass es Hoffnung jenseits anorexischer Popliteratur gibt. Nach einem zynischen Debüt um einen durchtriebenen Gourmet wurde die Kritik in der Folge mit leiser Komik beim Monolog eines in die Jahre gekommenen Briten verblüfft (vgl. "Mr. Phillips von 6 bis 7": BA 8/02), ehe Hongkong-Kenner Lanchester nun vor dem Hintergrund der Liebe eines südenglischen Auswanderers zu einer chinesischen Nonne alle Erzählregister zieht. Clever gemacht ist der frühe Stabwechsel in Sachen Ich-Erzähler mit einem Sprung aus den nahen 1990ern (aufstrebende Journalistin in Asien) zurück in die 1930er und ins Leben des Tom Stewart, der in Hongkong Fuß zu fassen versucht. Wie die Biografie des Briten dabei die der Asienmetropole widerspiegelt, sollte als Geschenk für alle Bestände verstanden werden.
Personen: Lanchester, John
LANC
Lanchester, John:
Hotel Empire - Hongkong : Roman / John Lanchester. - Wien : Zsolnay, 2004. - 420 S. ; 21 cm
Einheitssacht.: Fragrant harbour
ISBN 978-3-552-05324-3 fest geb. : EUR 24.90
Zugangsnummer: 65905002226
LANC - sch. Lit.Erw