Rezension
Die langjährige "Zeit"-Korrespondentin in Warschau porträtiert 8 Menschen, die als Angehörige einer Minderheit - Polen, Deutsche, Juden - zumeist vor dem 2. Weltkrieg geboren wurden und über ethnische oder konfessionelle Schranken hinweg ihren eigenen Weg gegangen sind. Es sind Geschichten von Menschen zwischen allen Stühlen, Menschen, für die "Identität keine Frage der Abstammung, sondern des Gefühls" war, wie Jerzy sagt, der sich heute als Amerikaner polnischer Herkunft definiert, während er sich früher als Pole deutscher Herkunft verstand. Welche Verflechtungen und Loyalitätskonflikte das mit sich bringen kann, zeigt das Schicksal von Halina (früher Elfie). Früher, bevor die junge Deutsche Jan heiratete, den polnischen Aufseher aus dem Lager, in dem sie interniert war. Wenn Halina heute von Jan erzählt, wird immer noch etwas von der Ambivalenz ihres Verhältnisses zu ihm deutlich, das zwischen Anziehung und heftiger Abneigung oszillierte. Diese mit einem feinen Sensorium für Zwischentöne nachgezeichneten Lebensläufe von Zeugen einer schweren Zeit werden schon kleineren Bibliotheken empfohlen. (2)
Personen: Hirsch, Helga
GESCH 760 I
Hirsch, Helga:
Ich habe keine Schuhe nicht : Geschichten von Menschen zwischen Oder und Weichsel / Helga Hirsch. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2002. - 205 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-455-09360-5 fest geb. : EUR 17.90
GESCH 760 I - Sachlit. Erw