Rezension
Im Jahr 1900 erhält die Chemikerin Clara Immerwahr (1870-1915) als eine der 1. deutschen Frauen die Doktorwürde und hat - in einer Zeit, in der Frauen Gattin werden oder allenfalls Lehrerin - als unbezahlte Laborassistentin das Ende ihrer Karriere erreicht. 1901 heiratet sie den späteren Chemienobelpreisträger Fritz Haber und hofft, an seiner Seite weiter forschen zu können. Doch er schließt sie zunehmend aus und verfolgt verbissen seine eigenen ehrgeizigen Ziele. Ab 1914 leitet er die Entwicklung von Giftgaswaffen und überwacht persönlich ihren Einsatz an der Westfront. Die verzweifelte und enttäuschte Clara stellt sich offen gegen diese Pervertierung der Wissenschaft und nimmt sich im Mai 1915 das Leben. Das erschütternde Porträt einer intelligenten, hochsensiblen und gleichzeitig unsicheren Frau voller Selbstzweifel, die nach individueller Selbstverwirklichung strebt und doch eng dem Rollenbild ihrer Zeit verhaftet ist. Friedrichs (vgl. zuletzt BA 2/06) bislang stärkstes Buch; breit empfohlen.
Serie / Reihe: dtv
Personen: Friedrich, Sabine
FRIE
Friedrich, Sabine:
Immerwahr : Roman / Sabine Friedrich. - Orig.-Ausg. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2007. - 218 S. ; 21 cm. - (Dtv ; 24610 : Premium)
ISBN 978-3-423-24610-1 kt. : EUR 14.00
FRIE - sch. Lit.Erw