Rezension
Mit seinem neuen Roman kehrt Ralf Rothmann (zuletzt "Hitze": BA 7/03), der im Ruhrgebiet aufwuchs und seit 1976 in Berlin lebt, zu seinen biografischen Ursprüngen und seinen literarischen Anfängen zurück ("Stier": BA 3/92). Der 12-jährige Julian muss in seinen Sommerferien, innerhalb weniger Wochen, Abschied nehmen von seiner Kindheit. Er erlebt das Erwachen seiner Sexualität, erfährt aber auch erstmals die inneren Konflikte und die verschwiegenen Sehnsüchte seiner Eltern und muss am Ende den Tod seines Vaters verkraften. Vielleicht ist dies Rothmanns bisher schönstes Buch: Konsequent erzählt aus der Perspektive des 12-Jährigen, im Lokal- und Zeitkolorit stimmig bis ins Detail, sensibel und prägnant in Sprache und Figurenzeichnung und ebenso beeindruckend wie beklemmend in der Herausarbeitung des seelischen Leids und der Verlorenheit seiner Figuren, inmitten des engen sozialen Miteinanders einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet der frühen 60er-Jahre. Breit empfohlen.
Personen: Rothmann, Ralf
ROTH
Rothmann, Ralf:
Junges Licht : Roman / Ralf Rothmann. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2004. - 236 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-41640-2 fest geb. : EUR 19.80
ROTH - sch. Lit.Erw