Wolf, Christa
Leibhaftig Erzählung
sch. Lit.Erw


Rezension

Vordergründig ist es eine Krankengeschichte: Die Ich-Erzählerin ringt mit dem Tode. Sie beschreibt den Alltag zwischen Klinikbett und OP-Raum, die Schwestern, Ärzte, Gespräche. Doch wie schon öfter bei Wolf (s. dazu auch BA 6/00; 8/01) ist der akribisch reflektierte körperliche Verfall Folge des Leidens an der Gesellschaft, weitet sich eine kleine Geschichte zum Gesellschaftsbild. Die DDR im Endstadium lähmt - angenommen wird, dies habe den totalen Zusammenbruch des Immunsystems der Erzählerin bewirkt. "Verschiedene Wirklichkeiten", innen und außen, lebt sie, zwischen Halluzinationen in labyrinthischen Unterwelten, Albträumen und Visionen. Immerzu irrlichtert dabei ihr "Freund und Genosse" Urban, der "alles" mit machte, nie widersprach und so eine steile Intellektuellen-Karriere absolvierte. Der bewegende, andeutungsreiche Monolog konzentriert sich auf als existenziell empfundene Brüche und Begegnungen, auf ganz schmerzhafte Fragen, mögliche Antworten, vage Hoffnungen. Keine leicht konsumierbare Betroffenheitsprosa, aber ein sprachgewaltiger, großer Text deutscher Literatur. Fast überall wichtig.


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Personen: Wolf, Christa

Schlagwörter: Frau Geschichte KRANKENHAU belletristische Darstellung Deutschland / Kultur, Künste

WOLF

Wolf, Christa:
Leibhaftig : Erzählung / Christa Wolf. - München : Luchterhand, 2002. - 184 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-630-87112-7 fest geb. : EUR 18.00

Zugangsnummer: 65902005359
WOLF - sch. Lit.Erw