Rezension
Wer sich auf diesen Parforceritt durch unsere Liebes-Kultur, zu deren Deutern und Reparateuren mit ihren "fixen Ideen" einlässt, dürfte viel Platz im Bücherregal kriegen, denn dieses Buch ist pure Abwrackprämie für die Lausters, Grays, Peases, Buss', Kasts ... Für den "populären Gesinnungsterror" der evolutionären Psychologie mit ihren direkt vom Steinzeitahn abgeleiteten Erklärungen geschlechtstypischen Verhaltens. Wie wahr: Liebe ist kein Hormoncocktail und Menschen sind eine viel interessantere Spezies als uns weisgemacht wird. Precht ist zu Recht Kult, stellt er doch kluge Fragen, die er per hinreißender Analogien und Anekdoten kenntnisreich beantwortet. Unerschrocken demontierend auch dort, wo soziologie- und philosophiefeste Leser Schmerz spüren dürften (Fromm, Adorno ...). Oder moderne Psychomythen vom Tisch fegt: "Warum soll ich so etwas Langweiliges dauerhaft anstreben wollen, wie seelisch im Lot zu sein?" Sein "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" (BA 12/07) hält sich seit über einem Jahr auf den Bestsellerlisten, das könnte diesem Titel (vgl. das Hörbuch in dieser Nr.) auch passieren. (1)
Personen: Precht, Richard David
PSY 410 P
Precht, Richard David:
Liebe : ein unordentliches Gefühl / Richard David Precht. - Orig.-Ausg., 2. Aufl. - München : Goldmann, 2009. - 397 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-442-31184-2 fest geb. : EUR 19.95
PSY 410 P - Sachlit. Erw