Rezension
Die 1940 geborene Autorin wirkte lange als Moderatorin beim NDR. Nach dem Tod ihrer Eltern quälen sie hartnäckige Kopfschmerzen. Das bringt sie dazu, sich in ihre als extrem gefühlsarm erlebte Kindheit zurück zu begeben. Unterstützt von Büchern und psychotherapeutischer Hilfe, spürt sie an Orten ihrer Kindheit und Lebensstationen der Eltern der Geschichte ihres Vaters nach, der sie mit seiner rohen Strenge früh aus dem Haus getrieben hat. Sie entdeckt die Ursachen seiner Gefühlskälte in den Erziehungsidealen der Zeit, denen der Vater als Schüler einer NS-Ordensburg und als Soldat unterworfen war. Jetters "Versuch einer Versöhnung" will nicht verzeihen, aber verstehen, was der Vater in ihr angerichtet hat. Bei der einfühlsam und bewegend beschriebenen Aufarbeitung seiner (und ihrer) Vergangenheit lernt sie ihn als ein sprach- und hilfloses Opfer seiner Zeit zu begreifen. Damit gewinnt sie für sich die notwendige Distanz und Klarheit, um sich von den Schatten der Vergangenheit lösen zu können. Im Boom der autobiografischen Bewältigung der NS-Folgen und der Kriegskinderliteratur sicher ein Ausleihhit. (2)
Personen: Jetter, Monika
GESCH 439 J
Jetter, Monika:
Mein Kriegsvater : Versuch einer Versöhnung / Monika Jetter. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2004. - 223 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-455-09422-0 fest geb. : EUR 16.90
GESCH 439 J - Sachlit. Erw