Rezension
Hier erzählt einer die Geschichte seiner unvergesslichen Großmutter und ihrer Familie, die zu den ersten Siedlern der unwirtlichen Jesreel-Ebene gehören, Menschen, die Sümpfe trockenlegten und unter rauen Bedingungen Landwirtschaft betrieben. Eine hervorstechende Eigenschaft dieser vielköpfigen Sippe ist ihr erzählerisches Talent, mit dem sie in einander widersprechenden Versionen Ereignisse um ihre Familienmitglieder wiedergeben, so auch um die Großmutter Tonia und das Geheimnis ihres Staubsaugers. Aus mehr oder weniger verlässlichen Erinnerungen rundet sich das Bild um eine eigensinnige Frau, die dem winterlichen Schlamm und dem sommerlichen Staub einen erbitterten Kampf angesagt hat, die ihre Zimmer verschließt, um sie sauber zu halten, die den weitgereisten Staubsauger - ein Geschenk ihres Schwagers aus Amerika - zugedeckt im ebenfalls nicht benutzbaren Bad aufbewahrt und die ohne den großen Lappen auf ihrer linken Schulter nicht vorstellbar ist. Eine witzige und zugleich zärtliche Familiengeschichte, die teilweise an Shalevs "Der russische Roman" (BA 5/91) erinnert. Empfehlenswert.
Personen: Shalev, Meir
SHAL
Shalev, Meir:
Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger : Roman / Meir Shalev. - Zürich : Diogenes, 2011. - 281 S. : Ill. ; 19 cm
Einheitssacht.: Ha-davar haja kacha
ISBN 978-3-257-06779-8 fest geb. : EUR 20.90
Zugangsnummer: 65911028065
SHAL - sch. Lit.Erw