Rezension
Im Nationalsozialismus habe es neben der großen Masse ahnungsloser Frauen einige "Bestien" wie die KZ-Aufseherinnen gegeben - wird gern behauptet. Dass dem nicht so war, belegt die Autorin wissenschaftlich präzise, mit faktenreichen historischen Erläuterungen. So etwa heirateten allein 240.000 Frauen einen SS-Mann, waren Frauen in zahlreichen Verbänden aktiv, tippten als Büroangestellte unzählige Protokolle, Berichte, Verordnungen usw. ab (der Verwaltungsstaat dokumentierte unfassbar gründlich), bedienten Fernsprech-, Fernschreib- und Funkanlagen, vollstreckten im Sozial- und Gesundheitswesen inhumane Anordnungen, übernahmen als Hauswartinnen die Schlüssel versiegelter Wohnungen Deportierter, als Angestellte in Auktionshäusern inventarisierten und versteigerten sie deren Mobiliar. Unzählige Frauen hielten mit ihrem Arbeitseinsatz eine Unrechtsmaschinerie am Laufen - nicht durch die Art, wohl aber durch den Inhalt ihrer Tätigkeiten. Der Titel deckt auf, wieviel Wissen und Handlungsspielraum ganz normalen Frauen in der NS-Diktatur gegeben war, eine ebenso schockierende wie bedeutsame Erkenntnis. (2)
Personen: Kompisch, Kathrin
SOZ 558,1 K
Kompisch, Kathrin:
Täterinnen : Frauen im Nationalsozialismus / Kathrin Kompisch. - Köln [u.a.] : Böhlau, 2008. - 277 S. : Ill. ; 24 cm
ISBN 978-3-412-20188-3 fest geb. : EUR 22.90
SOZ 558,1 K - Sachlit. Erw