Rezension
Die Autorin, geboren 1948, knüpft in diesem Roman inhaltlich an "Familienleben" (BA 5/04) an. Die damals 13-jährige Ich-Erzählerin ist inzwischen fast 40 Jahre alt. Als ihr Vater Paul, ein wenig erfolgreicher Vertreter für Brillengestelle, stirbt, begibt sie sich auf die Spurensuche. Während der Nazizeit rettete Paul das Leben seiner jüdischen Geliebten Alma, der Mutter der Erzählerin, und deren Mutter Hedwig Glitzer. Die Tochter trifft sich mit ehemaligen Kameraden, fährt nach Krakau, wo der Vater damals arbeitete, liest seine Aufzeichnungen. Und erfährt, wie er die beiden Frauen vor der Deportation bewahrt hat. Sie zeichnet ein Bild ihres Vaters, der sich nicht als Held verstand und dennoch sein Leben riskierte. Die Suche nach dem Vater ist auch eine Suche nach der eigenen Identität als Jüdin in Deutschland, die von Rastlosigkeit und Ratlosigkeit ob des eigenen Platzes in diesem Land gekennzeichnet ist. Trotz einiger formaler Schwächen ein lesenswerter Roman über eine Vater-Tochter-Beziehung vor dem Hintergrund der deutsch-jüdischen Geschichte.
Personen: Roggenkamp, Viola
ROGG
Roggenkamp, Viola:
Tochter und Vater : Roman / Viola Roggenkamp. - Frankfurt am Main : Fischer, 2011. - 268 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-066067-1 fest geb. : EUR 18.95
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