Rezension
Das "fremd gewordene Land" DDR rückt für den Immobilienmakler Strehlow, der Mitter der 80er-Jahre den Osten Berlins besucht, wieder sehr nahe, als er sich an seine mehr als 2 Jahrzehnte zurückliegende "Republikflucht" erinnert. Einer, der ihm wie ein Doppelgänger gleicht, provoziert zu Fragen nach einer alternativen Biografie, "was man erreicht hat und was noch zu erreichen ist". Zufälle führen ihn bis in das Haus, in dem er seinerzeit lebte, zur Frau, die er einst liebte ... Der kleine, versiert erzählte Roman (eher wohl Novelle) ist von Wehmut erfüllt, von Sehnsucht nach eigener Identität, er lässt an einen Tagtraum des ruhelosen Helden denken, gespickt mit Rätselhaftem und scheinbar Doppelbödigem. Auch im autobiografischen Bezug sehr verwandt mit Schlesingers "Fliegender Wechsel" (BA 3/91) und "Von der Schwierigkeit ..." (BA 6/98), "unverzichtbar" (so seinerzeit der BA) wie diese wegen der sehr originären Reflexionen, fern jedem gängigen Ost-West-Geschwafel. "Trug" ist zudem gut zu lesen und bei aller leichtfüßigen, unterhaltsamen Ironie zugleich von gewichtiger Ernsthaftigkeit.
Personen: Schlesinger, Klaus
SCHLES
Schlesinger, Klaus:
Trug : Roman / Klaus Schlesinger. - 1. Aufl. - Berlin : Aufbau-Verl., 2000. - 190 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-351-02385-0 fest geb. : DM 32.00 + F
SCHLES - sch. Lit.Erw