Rezension
3 Jahre nach der letzten deutschen Übersetzung eines Buches des wohl bekanntesten tschechischen Gegenwartsautors Topol ("Nachtarbeit", vgl. BA 2/04) erscheint ein weiterer Roman, der die schicksalhafte 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts verarbeitet. Keinesfalls als dokumentarische und "wahrheitsgetreue" Geschichte der Tschechoslowakei, sondern als spannende und fantasievolle, Fiktion und Traum nicht ausschließende Geschichte von Kindern, deren Schicksal es ist, immer zwischen die Fronten zu geraten - verlassen von ihren Eltern, verstoßen und verachtet von den anderen. Der Erzähler, Ilja, ist ein solches Kind, das in einem Heim zunächst von Nonnen, nach deren Vertreibung von kommunistischen Milizen "erzogen" wird. Die Kommandanten wollen aus den Jungen "Diversanten", Saboteure für den Kampf gegen den Weltimperialismus, machen. Im Prager Frühling verwandeln jedoch die einmarschierenden sozialistischen Bruderarmeen ganz Böhmen in eine "Zirkuszone", in der es keine Gesetze und keine Orientierung mehr gibt ... Ein wahrhaft fesselnder, drastischer und leidenschaftlicher Roman, gern empfohlen.
Personen: Topol, Jáchym
TOPO
Topol, Jáchym:
Zirkuszone : Roman / Jáchym Topol. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2007. - 316 S. ; 21 cm
Einheitssacht.: Kloktat dehet
ISBN 978-3-518-41887-1 fest geb. : EUR 24.80
Zugangsnummer: 65907024761
TOPO - sch. Lit.Erw