Annotation: Ein Mädchen kämpft im Ritterkostüm und gegen (Geschlechter-)Rollenklischees. Rezension: "Violetta Spinnenbein", "Violetta Mückenstark", Violetta Fliegenschreck" wird sie von ihren eingebildeten Brüdern genannt. Doch die zarte, willensstarke Prinzessin Violetta lässt sich so leicht nicht aus der Ritterrüstung bringen. Sie lernt Reiten und Kämpfen auf ihre ganz persönliche Art und Weise, an ihrer Seite (angedeutet) die Kammerdienerin als verständnisvolle Freundin, wohl auch als Ersatz für die verstorbene Mutter. Ihr Vater, der wohlriechende König Wilfried, weiß, dass er seiner Tochter das weibliche Vorbild nicht ersetzen kann, und so macht er in ihrer Erziehung (zunächst) keinen Unterschied zu seinen drei Söhnen. Der Prinzessin steht damit (zunächst) ein Stück Männerwelt offen. Violetta nimmt allem Bruderspott zum Trotz ihre Möglichkeiten wahr und schafft es schließlich zur äußerst geschickten Turnierreiterin. Starke Frau und Happy End? Nix da. Herangewachsen zur jungen Frau muss die Prinzessin erkennen, dass der Vater ihr Können in keiner Weise ernst nimmt. Sie soll, wie's so üblich ist, an den Sieger des nächsten Turniers verheiratet werden. Doch wie es sich für ein modernes Märchen gehört, hat der König die Rechnung ohne die Wirtin gemacht: Violetta nimmt heimlich, als Ritter Namenlos, an dem Turnier teil und kann nun endlich zeigen, was sie kann. Damit beweist sie nicht nur, dass weibliche Kraft und Geschicklichkeit der der Ritter in keiner Weise nachstehen, sie lässt durch ihren Erfolg auch ahnen, wie wertvoll eine Erziehung ist, die genügend Spielraum gibt, zu einer persönlichen Art des Lernens zu finden. Der König, in der unbeabsichtigten Rolle des Reformpädagogen, ist sprachlos ob des Bruchs der Tradition. Doch er scheint zu merken, dass Bedeutungsvolles vor sich geht, und er lässt es zu. Violetta heiratet schließlich den Mann ihrer Wahl. Starke Frau und Happy End! Super. Spannend auch die linear geführte Illustration, die vor den LeserInnen abläuft wie ein Film. Ideal zum Selberlesen und Nachlesen, wenn man vielleicht noch nicht so gut richtig lesen kann. *ag* Sabine Karpischek
Personen: Funke, Cornelia Meyer, Kerstin
Funke, Cornelia:
¬Der¬ geheimnisvolle Ritter Namenlos / Cornelia Funke. Ill. von Kerstin Meyer. - Frankfurt/M. : Fischer Taschenbuchverlag, 2001. - [27] S. : durchg. Ill.
ISBN 978-3-596-85094-5 fest geb.
Bilderbücher - Signatur: 1 Funke - Bilderbuch