Einzelschicksale in einer chinesischen Provinzstadt zu einem bizarren Gesamtbild verwoben. (DR) In einer kleinen chinesischen Provinzstadt steht ein großes Ereignis bevor: Eine junge Frau soll hingerichtet werden, denn sie hat dem Kommunismus abgeschworen - eine Konterrevolutionärin also, auf die der kollektive Abscheu gerichtet ist. Doch wie weit ist es her mit dem "Kollektiven"? Sollte man eine eigene Meinung haben, so gilt es, diese sorgfältig zu verbergen, um den Nachbarn nur ja keinen Anlass zur Denunziation zu geben. Rund um diese Hinrichtung baut die Autorin, die 1972 in Beijing geboren wurde und seit 1996 in den USA lebt, eine ganze Reihe von Einzelschicksalen auf, die alle irgendwie miteinander verbunden sind. Sie schildert in eindringlicher Weise die Lebensumstände der einfachen chinesischen Bevölkerung und schont die LeserInnen nicht, sondern zeichnet ein plastisches Bild vom China der 1970er Jahre mit menschlichem Leiden und persönlichem Mut, mit grausamer Brutalität und Bosheit, aber auch mit Opferbereitschaft und stiller Güte. Ein Roman, in dem vieles noch immer von brennender Aktualität sein dürfte. Allen LeserInnen sehr empfohlen. *bn* Hertwiga Kröss

---

Personen: Li, Yiyun