Beschaulicher Kriminalroman und zugleich beinahe kitschige Liebeserklärung an die französische Provinz. Das Leben im idyllischen Saint-Denis folgt einem traditionellen Muster: Jeder kennt jeden und jeder - vom Baron über den Bürgermeister, den Polizisten, die zugezogene Engländerin oder den Biobauern - weiß um seinen Platz im Gefüge. Man trinkt gern ein Glas, trifft sich zur Jagd oder zum Essen. Die Zeit ist stehengeblieben im französischen Périgord, denkt man. Aber dann brennt ein landwirtschaftliches Versuchsfeld ab, ein amerikanischer Investor taucht auf: Die Globalisierung macht auch vor dem "gastronomischen Herzland Frankreichs" nicht halt. Martin Walker huldigt der französischen Provinz, wie nur ein Engländer dies tun kann. Er setzt Figuren auf diese romantisch eingefärbte Bühne, die in einem Maße typisiert sind, dass es fast schon komisch ist: Bruno, der Held und "Chef de police" (wie der erste Band betitelt war), kennt seinen Bezirk "so gut wie eine Frau ihr Gesicht im Spiegel". Der Baron ist der Mann im Hintergrund und fährt eine alte DS, die verrückte Engländerin, die so selbstbewusst einherschreitet, "wie es nur eine Frau tun konnte, die mit sich im Reinen war", wenn sie gerade nicht reitet oder ihren 2CV spazieren fährt, landet in Brunos Bett, nachdem er sie mit Schnepfe eingekocht hat. Der sture alte Winzer und der rebellische junge zukünftige Biowinzer müssen dran glauben und die Lösung des Falls ist sehr delikat. Der französische Tourismusverband hat wohl zugezahlt für diesen Kriminalroman, der all jenen empfohlen sei, die es langsam, traditionell und kulinarisch mögen.
Altersempfehlung: ab 18 Jahren.
Personen: Walker, Martin
Walker, Martin:
Grand Cru : ein Fall für Bruno, Chef de police ; Roman / Martin Walker. Aus dem Engl. von Michael Windgassen. - Zürich : Diogenes-Verl., 2010. - 380 S.
ISBN 978-3-257-06750-7 fest geb.
Schöne Literatur - Signatur: Walke - Buch