Annotation: Sperriges Bilderbuch zu Luthers Werk und Wirken. Rezension: Der Kindermann-Verlag platziert seine jüngste Neuerscheinung nicht in einer seiner etablierten Reihen, auf der Homepage ist der Titel schlicht unter „Besondere Bilderbücher“ zu finden. Und es ist in der Tat ein nicht nur fürs Bilderbuch, sondern auch für die Kinderliteratur insgesamt eher ungewöhnliches Thema, von dem die deutsche Religionspädagogin Meike Roth-Beck hier erzählt: Martin Luthers Werk und Wirken, wobei ein besonderer Schwerpunkt, wie der Titel schon ankündigt, auf den berühmten Thesen liegt. Dabei führt sie zunächst in den historischen Kontext ein, um dann Luthers Leben chronologisch nachzuerzählen. Ins Bild gesetzt wird all das von Klaus Ensikats charakteristischem Strich, der nicht nur Luther, sondern auch andere historische Persönlichkeiten wie Kurfürst Friedrich III oder Kaiser Karl V. auf seine ganz eigene Art porträtiert. Etwas merkwürdig mutet an, dass die Autorin den Thesenanschlag, dessen Authentizität bereits seit den 1960er Jahren heftig diskutiert wird, als historische Tatsache vermittelt: „Selbstbewusst macht er sich auf den Weg zur Schlosskirche in Wittenberg und schlägt seine 95 Thesen an die Kirchentür.“ heißt es auf Seite 21 schlicht. Sehr durchdacht ist hingegen der graphische Kniff, Zitate oder von Luther gesammelte sprichwörtliche Redensarten in roter Schrift zu setzen und dadurch deutlich zu markieren. Das Herzstück des Buches, die zentralen Inhalte der Thesen, sind für Kinder nacherzählt – bei allem Bemühen um Verständlichkeit bleibt die Tatsache, dass die darin diskutierten Aspekte, wie die Frage nach der Buße oder dem Ablass sehr weit weg von heutigen Lebensrealitäten (nicht nur der Kinder…) sind. Kathrin Wexberg Rezension: Pfaffen und Schulleute quälen unendlich, die Reformation soll durch hunderterley Schriften verherrlicht werden. Maler und Kupferstecher gewinnen auch was dabey. Ich fürchte nur, durch all diese Bemühungen kommt die Sache so in’s Klare, daß die Figuren ihren poetischen, mythologischen Anstrich verlieren.“ So schrieb zum vorletzten Jahrhundert-Jubiläum des Jahres der Wittenberger Thesenanschläge, am 22. 8. 1817, Goethe an seinen „Urfreund“ C. L. v. Knebel. Nicht ganz vom Dichterfürsten vorhergesehen sind – neben der neuen Luther-Bibel – auch Luthersocken mit der gern tradierten Aufschrift „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, Luther-Bier, Luther-Playmobilfigur oder eine Schablone für die perfekte Luther-Rose auf einem Cappuccino … Blickt man nun in einer Zeit mit deutlichen Schrägen zum Postfaktischen auf die entsprechenden KJL-Bücher zum heurigen Anlass, so zeigt sich, dass noch einiges diesbezüglich lang als historisch unbestritten Geltendes aufgeklärt werden kann. [...] in der Tradition der Klassikerausgaben für Kinder besonders schön illustriert von Klaus Ensikat – versucht Meike Roth-Beck mit „Von Martin Luthers Wittenberger Thesen“ eine Einführung in Leben und Werk zu geben, wobei der Schwerpunkt eben in den altersgemäßen Erörterungen der geschickt ausgewählten Thesen – allerdings im veralteten Anschlagsszenario – liegt. Franz Derdak Siehe weiters: Christian Nürnberger: Der rebellische Mönch, die entlaufene Nonne und der größte Bestseller aller Zeiten Siehe weiters: Maja Nielsen: Martin Luther. Glaube versetzt Berge Siehe weiters: Jürgen Seidel: Das Mädchen mit dem Löwenherz
Altersempfehlung: ab 8 Jahren.
Personen: Roth-Beck, Meike
Von Martin Luthers Wittenberger Thesen / Meike Roth-Beck. Mit Bildern von Klaus Ensikat. - Berlin : Kindermann. - 43 S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-934029-62-0 fest geb. : EUR 20,50
Kindersachbücher: Religion, biblische Geschichte, Gebete - Signatur: KRe Von M - Buch