Die Massai hatten es längst gewusst. Umbruch hatten sie prophezeit, die farbigen Flusskiesel, die der Stammesälteste geworfen hatte. Ein weißer Schatten mit gläsernen Augen und wallendem Haar würde über die Massai kommen. Eiserne Schlangen sollten im Osten Afrikas ihr Feuer speien. Schließlich würden die Tiere fliehen. Die Visionen des Laibon sollten bald Gestalt annehmen. Als die Protagonistin des Buches, Margarete Zehe, 1884 auf einem Rittergut in Schlesien zur Welt kommt, ist in Deutschland die Gier nach afrikanischen Kolonien ausgebrochen. Reichskanzler Bismarck stellt einen Erkundungstrupp zusammen, um ertragreiche Handelsgebiete in Ostafrika und Sansibar ans Reich zu binden. Es sind die glühenden und farbigen Briefe des jungen Geographen Alfred Zehe, die in seiner kleinen Schwester Margarete schon früh den Wunsch keimen lassen, diese fremde Welt einst selbst kennenzulernen. Nach einem etwas zähen Entree, in dem Rolf Ackermann die historische Situation der Kolonialisierung referiert, lässt er schließlich seine ostafrikanische Schicksalsgemeinschaft antreten. Es formiert sich ein Gruppenbild aus teutonischen Herrenmenschen, Handelstreibenden, einer deutsch/sansibarischen Prinzessin, sowie einem wissbegierigen jungen Wissenschaftler. Doch bald darfs romantisch werden: Aus der kleinen Margarete ist eine bildschöne Frau und passionierte Jägerin geworden. Ihre bevorstehende Heirat mit Ulrich Trappe knüpft sie an eine einzige Bedingung: Er soll mit ihr ins geliebte Afrika auswandern. Auf der eigenen Farm stellt sich unter feuerrotem deutsch-ostafrikanischem Himmel bald die Schicksalsfrage. Margarete ist inzwischen zur legendären weißen Jägerin aufgestiegen, die Ehe mit Ulrich hingegen in der sengenden Hitze des Äquators verdorrt. Weder teilt der Gatte ihre Begeisterung für wochenlange Jagdausflüge, noch hat er Verständnis für Eingeborene, die Margarete als weiße Mutter förmlich anbeten. Zu allem Überdruss gibt es noch Anthimos, den blitzsauberen griechischen Freund ihres Bruders. Dank ihm würde Margarete bald endgültig auf dem Schwarzen Kontinent angekommen sein. Und die Massai hatten es längst gewusst. Afrika im schneeweißen Kolonialstil, gern genutzte Traumspielwiese diverser Autor/innen. Indes -- weder Hemingway noch Tanja Blixen, auch kein Robert Redford in Sicht. Dafür aber grundsolides Ethnotainment, basierend auf einer wahren Begebenheit.
Personen: Ackermann, Rolf
Ackermann, Rolf:
¬Die¬ weisse Jägerin / Rolf Ackermann. - V. - München : Droemer Knaur, 2006. - 410 S. ; 190 mm x 125 mm
ISBN 978-3-426-63166-9 kt. : 8,95
Schöne Literatur - Signatur: SL Acke - Buch