Der Zweite Weltkrieg wirkt sich bis in die zweite Generation danach aus. (PP) In diesem sehr persönlich geschriebenen Buch macht sich der Autor, der - veranlasst durch den tragischen Tod seines Vaters - gerade auf einer Reise zu sich selbst ist, auch auf die Suche nach seinen Eltern, die offensichtlich etwas mit sich herumschleppten, was auch ihn betrifft. Dabei kommt er langsam zu der Erkenntnis, dass die nie verarbeiteten Traumata der Kriegsgeneration sich bis hin zu ihren Enkeln auswirken. Sie zeigen sich z.B. in mangelndem Selbstwertgefühl, autoritärem Verhalten mit gleichzeitiger Autoritätshörigkeit bis hin zu Methoden der Kindererziehung oder im Schulalltag. Bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass vieles davon bereits in der Zeit vor und im Ersten Weltkrieg entstanden ist und sich - ungewollt und unbeabsichtigt - weitervererbt hat. Im Zuge seiner Recherchen lernt Lohre nicht nur seine Eltern verstehen, sondern gelingt es ihm auch, sich mit ihnen und ihren ihm bis dahin unverständlichen Seiten auszusöhnen. Was der Autor erlebt hat und beschreibt, betrifft - wie er feststellen muss - auch Millionen andere Menschen, die heute um die 60 Jahre sind. In seinem Text gelingt es ihm, persönliches Erleben so zu schildern, dass er andere dazu anregt, sich auf ähnliche Weise mit möglichen Erblasten auseinanderzusetzen. Für alle Büchereien mit entsprechendem Leserkreis und Bestände zu Biografiearbeit, Alltagsgeschichte und Zeitgeschichte.
Personen: Lohre, Matthias
Standort: Sachbuch
Lohre, Matthias:
¬Das¬ Erbe der Kriegsenkel : was das Schweigen der Eltern mit uns macht / Matthias Lohre. - Gütersloh : Gütersloher Verl.-Haus, 2016. - 255 S.
ISBN 978-3-579-08636-1 fest geb. : ca. € 20,60
Sozialwissenschaften - Signatur: G Loh - Buch