Unterrichtsentwicklung muss mit der Praxis der schulischen Leistungsbewertung zusammengebracht werden: Nur so können die schulischen Lehr- und Lernprozesse verändert werden. Offener Unterricht leistet einen wichtigen Beitrag zu einer zeitgemäßen Veränderung schulischer Lehr- und Lernprozesse. Unterrichtsentwicklung greift jedoch zu kurz, wenn die Praxis der schulischen Leistungsbewertung nicht sorgfältig mitbedacht wird. Die Zusammenführung der beiden Themenbereiche "Leistungsbewertung" und "Offener Unterricht" wurde bisher vernachlässigt. Der Band greift dieses Spannungsfeld systematisch auf, entwickelt theoretische und methodisch-didaktische Grundlagen, stellt empirische Forschungsergebnisse dar und gibt zahlreiche praxisnahe Beispiele.
Pressestimmen:
"Offener Unterricht [...] ist selbstverständlicher Teil eines zeitgemäßen und unterrichtsmethodisch vielfältigen Handlungsrepertoires von Lehrkräften ? und: Jede Lehrkraft sollte potenziell in der Lage sein, für jede Unterrichtskonzeption eine adäquate Bewertungskonzeption zu entwickeln [...]. Damit ist angedeutet, was sich als roter Faden durch den gesamten Band zieht: Zwischen einer fundierten Bewertung und einem anspruchsvollen Unterricht besteht ein enges Passungsverhältnis." (a.a.O., S. 11f) Diese Prämisse legt der Autor Thorsten Bohl für den o. a. Band zugrunde ? und zwar mithilfe folgender Kapitelstruktur: 1. Leitbilder des Offenen Unterrichts an Sekundarschulen
2. Empirische Befunde zum Offenen Unterricht
3. Begründung einer veränderten Bewertungspraxis
4. Leistungsbewertung bei ausgewählten Reformpädagogen
5. Diagnostische Grundlagen
6. Gütekriterien
7. Wesentliche Aspekte einer Bewertungskonzeption
8. Anwendungsbeispiele
9. Zur Gestaltung von Zeugnissen
10. Entwicklungsperspektive: Portfolio
11. Schlussbemerkung
In den letzten Jahren haben sich sicherlich viele Fachkolleginnen und ?kollegen intensiv und tatkräftig mit dem Prinzip des Offenen Unterrichts beschäftigt, doch gab es ? hier spreche ich aus eigener Erfahrung ? auch immer wieder Grenzen, wenn es um die Bewertung, insbesondere von Einzelleistungen ging. So beschreibt der Herausgeber Eiko Jürgens in seinem Vorwort: "Das traditionelle Instrumentarium der Leistungsbeurteilung passte nicht mehr. Deshalb entstand eine gleichermaßen für Schüler und Lehrer völlig unbefriedigende Situation. [...] Dies führte mitunter sogar dazu, den Anteil Offenen Unterrichts wieder zu reduzieren, um damit der bisher nicht gelösten Leistungsproblematik entgehen zu können." (a.a.O., S. 9)
Im Gegensatz zur traditionellen Leistungsbeurteilung (Klassenarbeit, Test, mündliche Überprüfung) macht der Offene Unterricht laut Thorsten Bohl einen anderen, komplexeren Zugang notwendig. Meiner Meinung nach können insbesondere die Kapitel 8 "Anwendungsbeispiele" und 10 "Entwicklungsperspektive: Portfolio" im vorliegenden Werk hervorstechen. Der Leser erhält viele verschiedene Anregungen zur Bewertung in unterschiedlichen Unterrichtssequenzen (Präsentation, Freiarbeit, Referat, Stationsarbeit); auch zur Aktivierung der Lerngruppe in Präsentationen, was möglicherweise lange eine Schwierigkeit darstellte. Das Thema Portfolio boomt seit einiger Zeit in Schule und Ausbildung. Eindrücklich differenziert der Autor verschiedene Formen des Portfolios und grenzt es vom ursprünglichen Begriff der Mappe als ausschließliche Sammlung ab. Darüber hinaus bietet er Möglichkeiten zur Bewertung des Portfolios, welches die Aufgaben unterschiedlicher Bewerter (Schüler, Mitschüler, Lehrer, weitere Personen) verdeutlicht und voneinander abgrenzt. (Hier ist sicherlich die Frage anzumerken, ob jedes Portfolio - je nach inhaltlicher Gestaltung und Zielsetzung - bewertbar ist.)
Katrin Kogel
BFK - Bildung für Kinder
Personen: Bohl, Thorsten
Standort: Mediothek
PÄ Basis
Bohl, Thorsten:
Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht : Basis-Bibliothek / Thorsten Bohl. - Weinheim, Basel : Beltz, 2006. - 166 S.
ISBN 978-3-407-25427-6 geb.
Pädagogik, Didaktik, Methoden - Buch