Die von Wulf Segebrecht herausgegebene Sammlung deutscher Balladen überrascht mit einer Neudefinition der "Ballade" als Gattung und einer Fülle von Neuentdeckungen, insbesondere aus der Literatur des 20. Jahrhunderts. Die von Wulf Segebrecht herausgegebene Sammlung deutscher Balladen sticht in mehrfacher Hinsicht heraus aus der Fülle einschlägiger Anthologien (z.B. "Das Balladenbuch", BA 12/04). Zunächst einmal durch eine Neudefinition der Ballade als lyrisches Genre, in dem dramatische Geschichten auf populäre Weise erzählt werden. Auf der Grundlage dieser Gattungsbestimmung, die im Nachwort plausibel begründet wird, erweitert sich der Textbestand an deutschen Balladen ganz erheblich. Die überraschende Konsequenz: Die Hälfte der hier vorgestellten Balladen wurden in den gängigen Auswahlausgaben noch nie präsentiert! Einen ungewöhnlichen Einstieg in das Genre eröffnet aber auch die "Rückwärts-Chronologie" dieser Sammlung, die mit Peter Rühmkorf und Thomas Meinecke beginnt und mit Hans Sachs endet. Natürlich wird man über die eine oder andere Gattungszuordnung ebenso streiten können wie über die literarische Qualität manches Gedichts. Doch die Auswahl Segebrechts bietet eine solche Fülle an Neuentdeckungen, dass sie schon in kleineren Bibliotheken die konventionellen Balladensammlungen ergänzen sollte.
Freigegeben ab 16 Jahren.
Personen: Segebrecht, Wulf
Deutsche Balladen : Gedichte, die dramatische Geschichten erzählen / hrsg. von Wulf Segebrecht. - München : Hanser, 2012. - 885 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-446-23995-1 fest geb. : EUR 34.90
R 20 - Signatur: R 20 Deu - Belletristik Erw.