Schlüssel rasseln an der Tür. »Ich hab mich hübsch gemacht«, wispert Hannah, während ihr Mann Philip hinter ihr den Raum durchquert. Seine Hand streift ihren Nacken. Sie neigt den Kopf und … sieht Handschuhe voller Blut. Finger schließen sich um ihre Kehle. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie an einen Stuhl gefesselt. Vor ihr ein fremder Mann. Nur ein Gedanke peinigt sie in diesem Moment: Er darf Millie nicht finden! – Hannahs Tochter schläft im Zimmer nebenan. Seit der Expolizist David Gross vor Jahren untertauchen musste, arbeitet er als diskreter Problemlöser. Diesmal ist es ein grauenvoller Entführungsfall. „Mit Drecksspiel erweist sich Martin Krist erneut als wandlungsfähiger Autor. Spielte der Vorgänger Mädchenwiese größtenteils in einer dörflichen Gemeinschaft, kehrt Krist mit seinem aktuellen Roman rigoros zurück in die Großstadt Berlin. Eine Vielzahl von Personen begegnet sich bei einem wahrhaft dreckigen Spiel, dessen Drahtzieher der »Pate von Berlin« Miguel Dossantos ist. Figuren auf dem Spielfeld sind Kleinganoven, (Ex-)-Polizisten, verzweifelte Eltern, wenig erfolgreiche Geschäftsleute, Prostituierte, tumbe Schläger und ein psychopathischer Killer... Das Spielfeld in Martin Krists Roman ist hingegen in Auflösung begriffen. Hier kann jederzeit alles passieren. Meist das erdenklich Schlimmste… Krist exerziert das konsequent und mit hohem Spannungspotenzial durch. Schwächen leistet sich der Roman im Erzählstrang um die junge Mutter Hannah und ihre kleine Tochter Millie. Hier wird die Schwärze des Romans partiell zum selbstzweckhaften, brutalen Gimmick. Zwar schlüssig in die Handlung eingebaut, verlieren sich die Episoden in einem bluttriefenden »catholic Schoolgirl in need«-Spektakel, das der Roman nicht unbedingt gebraucht hätte. Besser und eindrücklicher hatte Krist ein ähnliches Szenario in der eigenen Mädchenwiese im Griff. Hier sorgt es zwar für oberflächliche Spannung, lenkt aber eher von den vielschichtigen Hauptteilen der Erzählung ab. Ähnlich störend wirkt sich der, vor allem in der ersten Hälfte, übermäßige Gebrauch von Cliffhangern an den jeweiligen Kapitelenden aus. Das funktioniert gelegentlich als oberflächlicher Spannungsmoment, verliert aber durch zu häufige Wiederholung. Doch das sind kleinere Schwächen eines Krimis, der vieles richtig gut macht und sich noch mehr traut. Interessant bleibt nicht nur die Frage wie es mit den gebeutelten Protagonisten weitergeht. Sofern sie das Drecksspiel überlebt haben“ (krimi-couch.de)
Personen: Feige, Marcel
R 11 Fei
Feige, Marcel:
Drecksspiel : Thriller / Marcel Feige. - Berlin : Ullstein Buchverlage, 2013. - 320 S. - (Ullstein Taschenbuch; 28537)
ISBN 978-3-548-28537-5 9.99 EUR
R 11 - Belletristik